Schichtungs- u. Lagerungsverliältnisse <1. neptunischen Gesteine. 189
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mit der Horizontalebene machen, nennt man ihr Fallen, während
man unter dem Streichen einer Schicht die Richtung ver¬
steht, welche sie in ihrer Ausdehnung in Bezug auf die Himmels¬
gegend einnimmt. Die Streichungslinie steht senkrecht auf der
Linie des Fallens; jene kann mittelst des Compasses, die andere
durch einen Gradbogen (mit Senkblei) bestimmt werden.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Stelle, welche eine
Felsart in der Reihe der übrigen einnimmt, oder was dasselbe
ist, ihr Lagerungsverhältnis s. In diesem Sinne unter¬
scheidet man gleichförmige und ungleichförmige Lage¬
rung, je nachdem die Scbichtungsflächen verschiedener Felsarten
alle mit einander parallel sind oder nicht, gleichviel, ob dabei
die allgemeine Stellung der Schichten horizontal oder geneigt,
concav oder convex ist. Ungleichartige Lager in einer Folge
gleichartiger, z. B. ein Steinkohlenlager in einer Folge von Sand¬
steinschichten, nennt man der Formation eingelagert oder
untergeordnet. Bei der Steinkohle bemerkt man häufig eine
muldenförmige Ablagerung, insofern sie flache Vertiefungen
in concentrischen Krümmungen ausfüllt.
Das Lagerungsverhältniss ist ein wichtiges Erkenntniss-
mittel für die Altersfolge der Formationen und besonders da von
Bedeutung, wo die verschiedenen Formationen durch Aufrisse
an Seeküsten oder in tief eingeschnittenen Thälern oder in
Schachten des Bergbaues zu Tage treten. So ist ohne Zweifel
die aufgelagerte Formation jünger als ihre gleichförmig geschich¬
tete Grundlage, was auch von zwei ungleichförmigen Ablage¬
rungen gilt. Bei den letzteren folgt aus dem Nichtparallelismus
ihrer Schichtungen zugleich, dass sie nicht Niederschläge aus
demselben Wasser sein können, weil sie sonst eben eine paral¬
lele Lage zu einander haben müssten. Ablagerungen, deren
Schichten an den Abhängen der Gebirge eine geneigte Lage
haben, waren bei der Erhebung der Gebirge schon vorhanden,
solche Sedimente aber, die sich in horizontaler Lage bis zum
Fusse der Gebirge erstrecken, müssen von jüngerer Bildung
sein als die Gebirge selbst. Wenn aber nur ein Theil der
Schichten gehoben, der andere dagegen horizontal erscheint, so
ergibt sich hieraus, dass die Erhebung des Gebirges nach der
Bildung des ersten und vor der Absetzung des zweiten Theils
staltgefunden hat.