190
Versteinerungen in den neptunischen Felsarten.
Indessen konnten wohl, wenn der Boden, auf welchem die
Niederschläge stattfanden, uneben oder geneigt war, auch die
betreffenden Schichten eine unebene oder geneigte Lage erlangen;
allein eine stark geneigte oder gar senkrechte Stellung der
Schichten konnte eine derartige Beschaffenheit der Unterlage,
falls sich diese Schichten unter Wasser absetzten, nicht herbei¬
führen. Nicht selten findet man auch sedimentäre Formationen
vielfach gekrümmt oder gefaltet, zerbrochen und stellenweise
ganze Schichtenstücke in umgekehrter Lagerungsfolge aut den
übrigen liegen. Bezüglich dieser Erscheinungen hat man an
Senkungen (resp. Einstürze in Folge unterirdischer Auswaschung
gewisser Gebirgsarten) und an Emporrichtungen zu denken, durch
welche die ursprünglich horizontal abgesetzten Schichten in die
abweichende Lage gebracht wurden.
Obschon das Lagerungsverhällniss zur Bestimmung der
Altersfolge von Formationen einer und derselben Gegend ein
vortreffliches Hülfsmittel darbietet, so ist es doch da von unter¬
geordnetem Werthe, wo es sich darum handelt, die Formationen
getrennter Gegenden in Bezug aut ihre gleichzeitige Ent¬
stehung mit einander zu vergleichen. In diesem Falle ist ein
anderes Hülfsmittel in den organischen Ueberresten gegeben,
welche die neptunischen Gesteine enthalten.
86. Versteinerungen in den neptunischen Felsarten.
Nur in den neptunischen Felsarten, nicht aber in den
krystallinisch-massigen und vulkanischen Gesteinen, finden sich
Reste und Versteinerungen von Thieren und Pflanzen oder
sog. Petrefakten, worin ein neuer Beweis liegt, dass jene
Felsarten Niederschläge aus dem Wasser sind. Von den meisten
Organismen finden sich nur die gröberen Tlieile im Gesteine
vor, da die weicheren, zarteren Tlieile wahrscheinlich einer baldigen
Zersetzung unterlagen. So sind von den Pflanzen namentlich
die Binde, das Holz und die holzigen Früchte, von den YVeich-
thieren die kalkigen Gehäuse, von den höheren Thieren aber
vorzugsweise die Knochen erhalten worden. Bei anderen ist die
Form ihres Körpers dadurch bewahrt worden, dass die in dem¬
selben befindlichen Zwischenräume von einer in Wasser gelösten
mineralischen Substanz (Kieselerde, kohlens. Kalk) allmählig —
mit Fortführung der organischen Bestandteile — ausgefüllt