Full text: Grundriss der physikalischen Geographie

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Die Erde als planetarischer Körper. 
W. nach G., so dass die Rotalionsaxe aut der mittleren Ebene 
der Planetenbahnen nahezu senkrecht stand. Durch Contraction 
der Theilchen nach dem Mittelpunkte hin, eine Folge verschieden¬ 
artiger Anziehungen, entstand ein dichterer Kern, der von der 
übrigen Dunstmasse, wie von einer ungeheuren Atmosphäre, 
umschlossen war, und von dieser fortwährend Theilchen an sich 
heranzog. Mit zunehmender Contraction musste die Geschwin¬ 
digkeit der Rotation, also auch die Centrifugalkratt zunehmen. 
Am äusseren Umfange des Rotationsäquators, wo Schwungkraft 
und Gravitation mit einander im Gleichgewichte waren, bildete 
sich ein Dunslring, welcher aber seine Rotation um den Kern 
tortsetzte. Dies konnte sich unter denselben Redingungen öfter 
wiederholen. Die Ringe zerrissen nun entweder in mehrere 
Stücke, von denen jedes seine frühere Rewegung von W. nach 
0. um die Centralmasse beibehielt, oder das grösste Stück zog 
die kleineren Stücke herbei, um sie mit seiner Masse zu ver¬ 
einigen. Weil aber der äussere Theil des Ringes eine grössere 
Geschwindigkeit als der innere halte, so erhielt die abgesonderte 
Dunstmasse gleich anfänglich eine Axendrehung und zwar in 
demselben Sinne, in welchem ihre Bewegung um den Kern ge¬ 
schah. In den so entstandenen planetarischen Dunstmassen 
konnten sich nun auf dieselbe Weise Dunstringe von der inneren, 
dichteren Masse absondern und sich zu neuen sphäroidischen 
Nebelmassen gestalten. Daher die Monde oder Trabanten. 
Die soeben kurz eharakterisirte Kant-Laplace’sche Ansicht von 
der Entstehung des Sonnensystems lässt der Phantasie in Uetrefi’ 
der Art und Weise, wie die Grundstoffe in jener Dunstkugel, 
und in den von ihr abgesonderten planetarischen Massen vor¬ 
handen waren, einen ziemlich weilen Spielraum. Vielleicht exi- 
stirlen ursprünglich nur sehr einfache Alomgruppen, aus welchen 
ersl in Folge mannigfacher Bewegungen die zusammengesetzteren 
Molecüle der sog. chemischen Grundstoffe oder Elemente hervor- 
gingen. Doch konnlen die letzteren auch bereits fertig gebildet 
Vorkommen, so dass dieselben z. li. im Hinblick aut die aniäng- 
lielie Dunslkiigel unseres Erdkörpers Lheils .gaslörmig, theils im 
Zustande feiner Verllieilung in ihr vorhanden waren. Möglicher 
Weise gab es darin, mehr oder weniger lein verlhcilt, auch be¬ 
reits viele fertige Verbindungen verschiedener Grundslotle unter¬ 
einander. Unseres Erachtens lührl die Kant- Laplace sehe Ansicht 
keineswegs, wie man vielfach zu glauben scheint, mit Noth wen¬ 
dig k ei L auf einen feurig - flüssigen Anfangszustand des ganzen
	        
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