Full text: Grundriss der physikalischen Geographie

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Bildung der Erdrinde. 
die aulsleigende Bewegung ganzer ErdUrüstenIheile und die 
damit verknöpfte Störung der normalen Lagerungsverhältnisse 
sedimentärer Schichten nicht sowohl einem wirklichen Durch¬ 
bruche der heissflüssigen Innenmasse, als vielmehr einem blossen 
Emporstreben dieser Masse zuzuschreiben. 
Unler Bezugnahme auf einen ehemaligen schmclz-flüssigeu Zu¬ 
stand der Erde hat man fünf Bildungsperioden der Erde unter¬ 
schieden. Die erste erstreckte sich his zu dem Zeitpunkte, wo 
die Abkühlung der Atmosphäre so weil gekommen war, dass ein 
Niederschlag des in der Atmosphäre vorhandenen Wasserdampfes 
erfolgen musste. In der nun beginnenden zweiten Periode gab 
es bereits Erhöhungen und Vertiefungen auf der Erdoberfläche, 
Meere und Seen bildeten sich , und die Wirksamkeit des Wassers 
oder, wie man öfter sagt, die ncplunische Kraft konnte sich 
gellend machen. Massen, die von den Urgebirgen schon lange 
vorher durch Verwitterung losgerissen waren, wurden von dem 
Wasser aulgenommen und durch die Wirkung des letzteren auf 
die Gebirge vermehrt. Dieselben lagerten sich jetzt unter dem 
Wasser ab und bildeten Schichten. Die dritte Bildungsperiode 
trat ein, nachdem die Temperatur der Erdoberfläche und Atmo¬ 
sphäre unter den Gerinnungspunkt eines im Pflanzen- und Thier¬ 
reiche bedeutsamen Stofl'es, des Eiweisses gefallen war. Orga¬ 
nismen, wenn auch noch nicht höhere, wurden nun ihren äusse¬ 
ren Bedingungen nach möglich. Klimatische Unterschiede in den 
verschiedenen Breiten existirten noch nicht. Grosse Hitze und 
viel Feuchtigkeit waren überall noch vorhanden. Diese Periode 
reicht bis zur Kreideformation oder bis zu dem Beginn der basal¬ 
tischen Eruptionen. Im Anfänge derselben fanden noch viele 
Durchbrüche plutonischcr Massen von ungemeiner Ausdehnung statt. 
Bei dem Eintritt der vierten Periode halte die Erdrinde durch 
die zahlreichen neplunisehen Niederschläge in der drillen Periode 
einen beträchtlichen Zuwachs an Dicke erhalten. Auch in der 
vierten Periode fanden noch häufige Veränderungen in Bezug auf 
Land und Wasser statt, aber die Ausbrüche aus dem Erdinnern 
(Trachyt, Phonolilh und Basalt) waren mehr local. Die äusseren 
Verhältnisse der Erdoberfläche gestalteten sich den jetzt vorhan¬ 
denen entsprechender, und die Pflanzen* und Tliicrwell näherte 
sich in ihren Formen immer mehr denen der Jetztzeit. Die 
fünfte und letzte Periode beginnt mit den Vulkanen. Dieselbe 
isL namentlich durch die Ausbildung der klimatischen Zonenunter¬ 
schiede, wie sie dermalen beschaffen sind, charakterisirl. Dass 
aber auch in dieser Periode keine vollständige Buhe, weder in 
noch auf der Erde, eingetreten ist, bezeugt uns zur Genüge das 
Kapitel über die Veränderungen der Erdoberfläche. 
Die oben vorgetragene Theorie über t|ie aljmähhge Ausbildung
	        
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