Full text: Grundriss der physikalischen Geographie

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Thermische Linien. 
unregelmässig gekrümmt und gehen durch Orte von sehr ver¬ 
schiedener geographischer Breite. An der äusseren Grenze der 
Passatwinde werden sie flacher. Von dieser Grenze ab nimmt 
ihre Krümmung zu, und zwar aut beiden Seiten sowohl nach 
dem Aequator als nach dem Pol hin. Aut der nördlichen 
Hemisphäre steigen die Isothermen an den Westküsten der Con- 
tinente höher nach Norden auf als an den Ostküsten, was die 
Bedeutung hat, dass in gleicher Breite die mittlere Jahres¬ 
temperatur an den Westküsten höher als an den Ostküsten ist. 
In Ansehung der Thatsache, dass die Temperaturabnahme 
im Grossen Ocean in der Nähe des arktischen Meeres viel be¬ 
deutender ist als über dem atlantischen Ocean, hat Dove daraut 
hingewiesen, dass die kälteste Beginn der Erde nicht aus zwei 
von einander geschiedenen Gebieten — sog. Kältepolen — be¬ 
steht, sondern vielmehr, als ein zusammenhängendes Ganze, in 
Beziehung aut den Drehungspol der Erde dergestalt unsym¬ 
metrisch liegt, dass sie von Europa hinüber gedrängt erscheint 
nach der Stelle des Eismeeres, welches die nördlichen Liter der 
östlichen Seite von Asien und der westlichen von Nordamerika 
bespült. — Innerhalb dieses zusammenhängenden kältesten Bau¬ 
mes, der eine längliche, mehr oder minder elliptische Gestalt 
darbietet, können denn immerhin noch mehrere Maxima der 
Kälte hervortreten. Das absolute Maximum (der Kälte) fällt im 
Januar auf den Continent von Asien, verlässt diesen im Laufe 
des Jahres aber bald, um nach Nordamerika hinüber zu wandern. 
Dabei verändert sich die Gestalt des kältesten Baumes nach dem 
Sommer hin in einen mehr dreieckigen, dessen Ecken nach den 
drei Hauptausfliissen des Polarmeeres — der Behringstrasse, 
Batfinsbay und dem karischen Meere — Hinweisen. 
Auf der südlichen Hemisphäre durchschneiden die Iso¬ 
thermen in der heissen Zone zwischen dem Aequator und etwa 
40° S. Br. die Westküsten näher dem Aequator als die Ost- 
kiisten, so dass also jene Küsten auf gleicher Breite kälter als 
diese sind. In grösserer Entfernung vom Aequator laufen die 
Isothermen mehr mit den Breitenkreisen parallel, was für eine 
gleichmässigere Verbreitung der Wärme spricht. Es kommt dies 
daher, d^ss in der gemässigten Zone der bildlichen Hemisphäre 
die Bedingung der Isothermen-Krümmung, nämlich die Abwech¬ 
selung von Land und Wasser in Bezug aut Ost und West wegfällt.
	        
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