§ 23. Tänder an den Karpaten.
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Konstantinopel ins Morawagebiet) und Varna [toarna], Hafenstadt am O. - Ende
des Balkan; ein jüngst erst aus der Türkei herausgelöster Staat. Die Bulgaren,
auch über das nw. Rnmelien und über Macedonien bis an den Schar Dagh aus-
gebreitet, sind fleißige Ackerbauer und Handwerker, namentlich geschickt in Teppich-
weben.
4. Fürstentum Serbien, das Flußgebiet derMorawa, mit der vielumflntt-
nen Festung Belgrad am Einfluß der Save in die Donau, wo letztere rechtwinklig
umbiegt, also den bequemsten ZHalweg aus der Balkan-Halbinsel mitten nach
Ungarn hinein eröffnet. Dieser O.-Teil der (bis nach Dalrnatien verbreiteten)
Serben ist nie dem Christentum abtrünnig geworden und begann schon in den ersten
Jahren unseres Jahrhunderts den Freiheitskampf gegen die Türken. Die Serben,
kriegerische uud dichterisch begabte Slawen, treiben am meisten Viehzucht und mästen
seit Alters ungeheure Schweineherden von den Eicheln der tiefen Waldungen ihrer Heimat.
5. Bosnien, w. der Drina, benannt nach der Bosna, einem westlicheren
Zufluß der Save, ist nebst der Herzegowina [goftmm] (dem,Gebiet der ins adria-
tische Meer fließenden Narenta und oberen Drina) jetzt von Österreich militärisch
besetzt nnd verwaltet, also nur dem Namen nach eine türkische Provinz. Hauptstadt
Serajewo [jerajetoo] an der oberen Bosna nahe dem Übergang nach den herze-
gowinischen Flußgebieten. Die bosnischen Serben sind nicht alle dem Christentum
treu geblieben' der Adel trat zum Islam über, um sich seinen großen Grundbesitz
zu bewahren, desgleichen die Stadtbewohner (daher hier die westlichsten Moscheen
und Miuarets in Europa), der schwer bedruckte Bauer blieb Christ.
6. Fürstentum Montenegro oder Czernagora stschernagöra^, dn
armes, schwer zugängliches Felsenland n. des Skodra-Sees, daher Zufluchtsstätte
für die Serben der Nachbarschaft, als diese noch unter dem Türkenjoch ächzten.
7. Dalrnatien und Istrien, dürre Felsenländer mit ausgezeichnet wanner
Küste, ans die nur ab und zu die Bora, der stürmische kalte NO. über die schützen-
den Höhen einfällt; im dünn bevölkerten Binnenland daher mehr Schafzucht getrieben
(bis nach Dalrnatien streift noch auf der Balkan-Halbinsel der Schakal), am Küsten-
sanm dagegen und auf den Inseln Anbau der Olive und des Mittelmeerobstes wie
nicht einmal auf der italienischen Gegenküste. Die Küstenanwohner waren stets tüch-
tige Seefahrer und, da sie die vielen Sunde, die vielen sichtbaren und blinden
Klippen ihres Meeres besser als Fremde kannten, lange Zeit (hier leicht sich bergende)
Seeräuber, so besonders im Altertum die illyrischen. Jetzt ist die Bevölkerung
hauptsächlich slawisch (die dalmatinischen Serben heißen Morlaken), fast nur dicht
an der Küste teilweise italienisch; die Venetianer führten den Katholicismns ein,
hieben aber auch die Forsten um für den Schiffsbau. Namentlich Dalrnatien ist
durch seine Schiffswerste uud guten Matrosen (für Kriegs- und Handelsmarine) dem
österreichischen Kaiserstaat trotz der Armut seines Binnenlandes eine wichtige Pro-
vinz. Unter den ganz italienisch aussehenden kleinen Städten der hafenreichen Küste
ist die größte Spalato fspalato] in der Mitte Dalmatiens.
§ 23.
Länder an den Karpaten.
fN.-Ende des Golfs von Trieft s. von 46/31. Mittlere Donaumündung nö. von
45/47], Durchbruch der Donau bei Orfova sorschowaj f. von 45/40. Donauknie
bei Waitzen fw. von 48/37. Hohe Tatra nw. von 49/38.
Die Donau tritt durch die presburger Felsenge zwischen den
Karpaten (I.) und eiuem Ausläufer der Alpen (r.) in die Tiefebene
Ungarns ein, welche umschlossen wird- von dem Gebirgssystem der
Karpaten im NO., den Bergländern der Balkan-Halbinsel im
1) Serbisch tscherna — schwarz, gora = Berg.
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