§ 24. Rußland. 123
früheren Meeresbedeckung) noch dazu salzige Bodenteil, vom N.-Ufer
des kaspischen Meeres bis ans Wiesenufer der Wolga, ist daher die
wüstenähnliche kaspische Steppe, der andere, größere Teil (begrenzt
durch eine Linie von der östlichsten Wolgaschlinge bei Samara ssamara^
bis nach Galatz an der Donau) die weidereiche und fruchtbare pou-
tische Steppe mit Baumwuchs nur an den Flußufern. Mittelruß-
land ist noch reich an prachtvollen Eichen- und Lindenwäldern, Nord-
rußland bedeckt von Fichten, Kiefern, Birken, nur am Eismeer die
öde Tundra wie in N.-Sibirien.
Über f der Bevölkerung Rußlands ist russisch (darum auch
der orientalischen Kirche zugethan). Die Russen gehören zur ostsla-
wischen Völkergruppe, ihre Sprache ist daher der serbischen und bul-
garischen näher verwandt als der polnischen; die Hauptmasse besteht
aus den frohmütigen, gewandten und wanderlustigen Großrussen
(auch Bartrussen genannt), der kleinere Teil aus den mehr an der
Scholle haftenden Kleinrussen auf der südwestrussischen Platte vom
Dnjepr nach den Karpaten (dazu auch die Ruthenen); aus den Klein-
russen sind die Kosaken hervorgegangen, ursprünglich eine Grenzhut
an der Kniebiegung des Dnjepr, um die Einfälle räuberischer türkischer
Reitergeschwader von der Krim her in die kleinrussische Heimat abzu-
wehren. Im Weichselgebiet wohnen die römisch-katholischen Polen.
Den Raum vom mittleren Njemen bis zur mittleren Breite des Rigaer
Busens nehmen im SW. Litauer, im NO. Letten ein, beide den
Slawen nächstverwandt, erstere früher staatlich mit den Polen zu einem
Staat vereint, deshalb römisch-katholisch, letztere protestantisch, weil die
deutschen Ansiedler in diesem Küstenland der Ostsee den Protestantismus
einführten und die Schweden, welche in der Neuzeit lange die ganzen
ö. Gestadeländer der Ostsee beherrschten, überall daselbst diesem Be¬
kenntnis Vorschub leisteten. Auf die Letten folgen bis ans weiße
Meer finnische Völker, welche zerstreut auch im nö. Rußland bis
ans Wolga-Knie wohnen (z. B. im äußersten NO. die mit ihren Renn-
tierherden nomadisierenden Samojeden); ähnlich unter die Russen
verstreut wohnen im SO. (vom Wolga-Knie bis in die Krim) tür-
kische Stämme, zwischen Dnjestr und Pruth hauptsächlich Rumänen.
Deutsche zählt man in einzelnen Städten (besonders in denen an der
Ostsee) und in den neueren südrussischen Kolonieen zusammen etwa
1 Mill., Juden fast dreimal so viel (am meisten in Polen, demnächst
unter den Kleinrussen).
Die Großrussen (ursprünglich dem Meere fern nur das Cen-
trum Rußlands inne habend) gründeten den russischen Staat, denn
die Kleinrussen waren den Polenkönigen unterthan geworden. Unter
Führung der Großfürsten von Moskau begannen sie (daher Mos-
kowiter genannt) gegen Ende des Mittelalters das Joch der Mon-
golen- Khane abzuschütteln, welche mit türkischen Reiterscharen im
13. Jahrhundert durch die gebirgsfreie „Völkerpforte" am N.-Ufer