§ 24. Rußland, 125
nach Mittelrußland zu beiden Seiten der Step'pengrenze hinzieht, noch
sehr gering. Im Durchschnitt kommen f Tausend Bewohner auf
1 CÄ, folglich 750 x 100 000 = 75 Mill. E. auf ganz Rußland.
Die Ortschaften sind fast durchweg kleine, aus Holz gebaute Dörfer,
nur 140 zählen über 1000 E., so daß bisweilen selbst die Hauptstadt
eines Gouvernements (d. h. einer Provinz) dörfliches Aussehen hat.
1. Großrußland. * Mos kau, die Ceutralstadt Rußlands in geschichtlicher
und Verkehrsbeziehung, da gelegen, wo die Moskwa, ein l. Zufluß der Oka, befahr-
bar wird, also die Bootfahrt nach dem Hauptstrom, der einst in ihrer unteren Hälfte
nicht russischen Wolga, beginnen konnte; größtenteils aus Holz gebaut, Felder und
Gärten einschließend, überragt als echte Moskowiterstadt von Hunderten vergoldeter
Kuppeln (die russischen Kirchen besteheil gleich der Hagia Sophia aus einem großen
Kuppelbau und sind gewöhnlich von vier in kleineren Kuppeln endigenden Türmen
umgeben); in der Mitte der Kreml, der sestnngsgleich ummauerte Herrschersitz der
alten Zareu, voll von Kirchen nnd Palästen, noch immer Krönungsort der Zaren;
als Mittelpunkt des Binnenhandels, größte Fabrikstadt des Reichs (besonders in
Weberei), auch besuchteste russische Universität, zählt Moskau 6 Ht. E- Tula, s.
von Moskau, Hauptfabrikstadt in Metallwaaren und Waffen. Nischui Now-
gorod [nofgorod], am Zusammenfluß von Oka und Wolga, mit der berühmten
Sommermeffe, auf welcher sich Hunderttausende treffen, um die Waren Asiens und
Europas wechselseitig auszutauschen. St. Petersburg', auf dem Newadelta in
nordisch öder Umgebung, die modrat gebaute neurussische Hauptstadt (seit 1703),
zugleich wichtigster Einfuhrhafen westeuropäischer Industriewaren, 2/s Mill. E., darunter
viele Fremde, auch Va Ht. Deutsche; gegen feindlichen Angriff von der See her
geschützt durch die starke Jnselsestung Kronstadt. Aich an gel* auf dem Dwina¬
delta , ein kleines Hafenörtchen, über welches vor Gründung St. Petersburgs allein
die fremden Händler zur See das Moskowiterland erreichen konnten, jetzt nur für
Ausfuhr von Schiffbauholz wichtig; ringsum schon so gut wie menschenleere Fläche,
aus den Tnndras ö. des weißen Meers dann und wann eine spärliche Saniojeden-
Horde, im W. (von Kola ab) das andre aufs Renntier angewiesene Nomadenvolk
Europas, die Lappen.
2. Finnland, die Halbinsel Finnland und den ganzen Raum u. davon befassend
vom Tornea-Elf, dem schwedischen Grenzfluß, ab bis zum weißen Meer; eine
wenig bewohnte, gen S. prachtvolle Wildniß voll Granitfelsen, Seeen. Sümpfen
und Wäldern. Fast nur an der Küste kleine Städte (in denen noch von früher her
Schweden wohnen und schwedisch die Umgangssprache ist), so an der S.-Küste
Helfingfors shelsingförs^, Hauptstadt^des Großsürsteutums Finnland. Am Ein-
gang in den bottnischen Busen die Alands ^olands^-Inseln mit unzähligen
granitischen Klippeneilanden, die kaum über die Seefläche hervorragen (sogenannten
Schären); am N.-Ende Torneä, zu Mittsommerzeit besucht, um etwas flußauf-
wärts von einem Berge aus die Mitternachtssonne zu schauen.
3. Die russischen Ostseeprovinzen: Estland und die N.-Hälfte Liv-
lands von finnischen Esten, die S.-Hälfte des letzteren und Kurland von
Letten auf dem platten Land bevölkert, während die Städte im Mittelalter von
den Deutschen gegründet wurden (deren Hansa-Bund hierhin lebhaften Handel
trieb), daher auch noch vielfach von Deutschen bewohnt werden. In Livland *Riga,
oberhalb der Dünamündung, bedeutendster Handelshafen Rußlands an der Ostsee
nächst St. Petersburg; w. vom Peipus-See Dorpat mit der östlichsten Universität
deutscher Unterrichtssprache.
1) So von ihrem Gründer, Peter d. Gr., getauft auf den Namen des Apostels
Petrus, daher Sauct Petersburg.
2) Benannt nach dem Erzengel (archängelus).