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und lustig ist's auch,
wie's Vöglein im Strauch.
Doch geht es zur Ruh',
lacht es freundlich mir zu.
Und wenn es erwacht,
da küßt mich's und lacht.
Drum lieb ich's so sehr,
wie nichts auf der weiten Erde mehr.“
2. Kindlein, o sprich,
warum liebst du dein Mütterlein doch so inniglich?
Und das Kindlein spricht:
„Das weißt du nicht?
Weil's mich hegt und pflegt,
auf den Armen mich trägt,
wacht, wenn ich bin krank,
gibt mir Speis' und Trank,
gibt mir Kleider und Schuh'
und viele Küsse dazu,
und ist mir so gut,
wie's kein anderer tut.
Drum lieb' ich's so sehr,
kann gar nicht sagen, wie sehr, wie sehr!“
Robert Reinick.
16. Gott sieht alles.
Brüderchen und Schwesterchen waren einmal allein zu Hause.
Da sagte das Brüderchen: „Die Mutter ist fort, wir wollen uns
etwas zu essen suchen und es uns gut schmecken lassen.“ Schwesterchen
sprach: „Wenn's niemand sieht, so will ich wohl mitessen.“ — „Komm
mit in die Sveisekammer!“ sagte das Brüderchen, „dort steht die
Milchschüssel, von der wollen wir den süßen Rahm abessen.“
Schwesterchen sprach: „Mit nichten, dort sieht's der Nachbar, der
hinter dem Fenster Holz spaltet. — „So komm mit in die Küche!“
spricht das Brüderchen, „im Küchenschrank steht der Honigtopf.“
Schwesterchen sprach: „Mit nichten, dort sieht's die Nachbarin, die
an ihrem Fenster sitzt und spinnt.“ — „So komm mit in den
Keller!“ spricht das Brüderchen, „dort essen wir ÄApfel, und es ist