I. Die Erde als Himmelskörper.
§ 35.
Unser Sonnensystem.
Die Astronomie oder Sternkunde lehrt uns Millionen von
Sternen kennen; man findet deren immer mehr, je besser die Fern-
röhre werden. Durch ein gutes Fernrohr betrachtet, löst sich auch
der matte Lichtschimmer der Milchstraße (den ganzen Himmel seist
in einem größten Kreis umziehend, von dem uns also nur die eine
Halste zu Gesicht kommt) in lauter zahllose Fixsterne ^ auf. Vielleicht
scheinen uns die Gestirne der Milchstraße nur dichter gehäuft zu
sein, weil wir uns im mittleren Teil der etwa linsenförmigen Fix-
sternwelt befinden, also nach deren Rande zu die meisten Gestirne
hinter einander warnehmen. Außer der Milchstraße bemerkt man
noch von ebenso mildem Schimmer inselartige Flecken am nächtlichen
Himmel, die Nebelflecken, welche vermutlich außerhalb unserer
(linsenförmig gedachten) Fixsternmasse in noch größeren Fernen des
Weltalls schweben; einige von ihnen bestehen gleich der Milchstraße
aus nichts als Fixsternen, andere bloß aus leuchtendem Stoff von
gasartigem Aggregatzustand. Man nimmt an, daß letztere Glutmassen
gewaltigsten Umsangs sind, aus welchen sich noch keine Himmels-
körper geballt haben, hält sie für werdende Sternenwelten; und wirk-
lich finden sich gasige Nebelflecken mit deutlich ausgesonderten Fixsternen,
also vielleicht in der -Entwicklung begriffene Sternenwelten.?
Unser Souueushstem^ ist so weit von den anderen Sonnen unserer Fixstern-
linse entfernt, daß selbst von dem uns nächsten derselben das Licht (42 000™ in der
Sekunde zurücklegend) 31/* Jahre braucht um zu uns zu gelangen. Stellen wir
uns den mächtigen Umfang unserer Erdbahn im Abbild des Umrings eines Pfennigs
vor, so müßten wir nach dein nämlichen Maßstab jenen uns nächsten fremden Fix-
stern doch erst in 3 Wegstunden Entfernung, die anderen in verschiedenen, aber
stets noch viel größeren Fernen ansetzen. Also könnten diese Fixsterne seit Jahren
schon verlöscht sein, und wir würden sie doch noch schauen.
Der Ceutralkörper unseres Systems, die Sonne, ist eine so
riesengroße Kugel, daß man ans jeden ihrer Durchmesser 108 Erden
reihen könnte. Sie besteht aus einer in ungeheuren Hitzgraden glühen-
den Stoffmischung, welche nur 1-z mal so schwer ist als Wasser, und
wird von einer zarten, minder glühenden Gashülle umgeben, in der
1) 33 (der 1. Lehrstufe). 2) 34.