§ 39. Wärme und Niederschlag.
NUN ein Lustteilchen anfangs ebenso in der Richtung des Meridians pol- oder
äqnatorwärts, so wird uns seine Richtung, wie obige Figur zeigt, uach einiger
Zeit durch den bloßen Einfluß der Erdrotation uicht mehr als eiue meridionale
erscheinen, der Punkt a wird bei beständiger Fortbewegung in der Richtung des
Pfeiles ad nicht in d eintreffen, wenn sein Meridian in die Stellung eingerückt ist,
die vorher der 60. einnahm, sondern in c. Somit lenkt jede geradlinige
Fortbewegung aus der n. Erdhälste r., aus der s. I. ab. Zum allmäh¬
lichen Umsatz des S.-Windes in SW.-Wind ans unserer Erdhälste (desgleichen des
N. in NO., auf der anderen Halbkugel des N. in NW., des S. in SO.) trägt
aber auch noch die Thatsache das ihre bei, daß die Luftteilchen von niederen Breiten
raschere Rotationsbewegung mitbringen, von höheren langsamere (schon in mittel-
deutschen Breiten ist die Rotationsgeschwindigkeit nur noch 300 m in der Sekunde,
also um 165™ gegen die äquatoriale vermindert).
§ 39.
Wärme und Niederschlag.
Die Luft besteht aus einem Gemenge von | Sauerstoff- und
| Stickstoffgas; nur ihrer untersten Schicht ist Wassergas beigemengt,
in so rasch aufwärts abnehmender Masse, daß schon in Meilenhöhe
die Luft völlig trocken und daher tief dunkelblau ist.* Die Erwärmung
der Erdoberfläche hängt nicht nur von dem Winkel der Insolation
d. h. Zustrahlung ab2, sondern auch von der Beschaffenheit der bestrahl-
"ten Fläche^ und der Diathermanie der überlagernden Luft d. h.
ihrer Durchlässigkeit für Wärmestrahlen. Weil dünnere und trocknere
Luft diathermaner ist, so muß hochgelegener Boden viel rascher erwarmen
und (durch Ausstrahlung in den kalten Weltraum) erkalten als tief-
gelegener. Die Höhenluft muß überall kälter sein, weil sie besonders
wenig Wärme von den Sonnenstrahlen aufnimmt, hauptsächlich aber
weil nur so wenig erwärmende Bodenmasse in sie hineinragt. Auch
ihre durch Zuleitung wärmerer Luft aus tieferen Lagen verursachte
1) 43. 9. S. 97. 2) 7. 3) S. 35.