§ 41. Meerwasser. 
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ganz dünne wärmere Schicht darüber. Der Boden sämtlicher Oceane 
zeigt sogar eiskaltes Wasser, denn es drängt beständig das kältere, 
darum dichtere Wasser der höheren Breiten nach den niederen, wo es 
das nicht so kalte, darum minder dichte Wasser langsam ersetzt. So 
besteht durch die ganze Wassermasse der Oceane ähnlich wie im Luft- 
meer ein beständiger Kreislaus, der auch den Salzgehalt überall 
ausgleicht. Besonders vom antarktischen Meer tritt das kalte Wasser 
in ganzer Breite in die drei großen Nachbaroceane ein; der atlantische 
Ocean ist deshalb in seinen südhemisphärischen Breiten und noch 
unter dem Äquator von kälterem Wasser erfüllt als in seiner N. - 
Hälfte, zu welcher der Zutritt arktischen Wassers durch die Meeres- 
bodenschwelle zwischen Europa und Nordamerika behindert wird. Allein 
abgeschlossene Meeresglieder (Mittelmeer *, rotes Meer) sichern sich 
durch die hohe Wasserscheide an ihrem Eingang vor dem Andrang des 
kalten Grundwassers; ihre Tiefe zeigt genau die der Winterkälte ihrer 
Oberfläche entsprechende Temperatur. 
Außer der nur thermometrisch erkennbaren allgemeinen Circu- 
lation sämtlicher Wasserteilchen erfährt das Meer Aufregungen Plötz- 
licher Art vonl Grund zum Spiegel durch unterseeische Erdbebenstöße 
(Seebeben, mitunter ganze Küstenstädte vernichtend durch den ent- 
schlichen Wogenschwall, den sie ans Gestade werfen), vor allem jedoch 
eine tägliche seine ganze Masse treffende Erregung durch die Gezeiten 
und eine sanfte Vorwärtsbewegung seiner Oberflächenteile in den 
breiten Bändern des Meeres strömet 
Stellt N den Mond und die größere Kugel links die Erde dar (die Ent¬ 
fernung der Mittelpunkte beider von einander auf 1/10 verringert gegenüber dem für 
die Radien angewandten Maßstab), so wird die Erdstelle A, weil sie dem Mond 
um einen halben Erdradius näher liegt als der Mittelpunkt C auch stärker als 
dieser vom Mond angezogen, sobald der Mond in den Meridian von A tritt (über 
A kulminiert); andrerseits wird aus dem nämlichen Grund C stärker vom Mond 
angezogen als die Gegend bei B. Dadurch erleidet zwar die feste Masse der Erde 
keine Beeinträchtigung ihrer Gestalt, wohl aber das Meer mit seinen leicht verschieb- 
baren Teilchen: sowohl unter demjenigen Meridian, dessen Bewohnern der Mond 
im Zenith steht, als auch unter dem, dessen Bewohnern er gegen die Fußsohlen 
(„im Nadir") steht, schwillt das Meer zu einer flachen Welle empor, weil es beider¬ 
seits das Streben erhielt sich vorn Anziehungspunkt 0 zu entfernen, es ist Flut 
(Zenith- und Nadirflut), dagegen auf den von der beiderseitigen Welle um 90 
Längengrade entfernten Meridianen Ebbe, weil von dort die Wasserteilchen nach 
1) S. 96. 2) S. 38.
	        
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