§ 35. Norddeutsche- Tiefland.
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land (id.) und Groningen [Groningen] (ö.) mit der 'Hst. gl. N., beide mit frie-
sischer Sprache und ausgezeichneter Rinder- und Pferdezucht auf ihre,: Marschen an
der Nordseeküste. Den überwiegend katholischen S. bilden Nordbrabant f. von der
Maas, wo die altberühmte holländische Leineweberei noch fleißig betrieben wird, und
Niederländisch-Limburg, im SO. die Maas hinan zwischen Belgien uud der
Rheinprovinz, mit der Festung Maastrichts wo die Eisenbahn zwischen Aachen und
Antwerpen die Maas überschreitet: der Petersberg, der schon zu den Vorhöhen des s.
Berglandes gehört und die Zitadelle von Maastricht trägt, wird seit der Römer-
zeit in labyrinthischen Gängen auf seiuen trefflich zu bearbeitenden Kalkstein ausge-
beutet, der weithin nach der steinarmen Niederung als Bausteiu verfahren wird. Der
Wilhelmskanal führt von Maastricht nnw. zur untersten Maas, den längeren Fluß-
bogen abschneidend, und sendet auf belgischem Boden einen W-Zweig nach Antwerpen.
2. Königreich Belgien ist etwas kleiner als die Niederlande, aber noch dichter 2. Belgien,
bevölkert als diese; wie im Königreich Sachsen übertrifft die Dichte das mitteleuropäische
Mittel um mehr als das Doppelte. Die sorgfältige Bodenbestellung und die uralte
Weberei der belgischen Ebene hob sich in der Neuzeit durch die Erz- und Kohlenschätze
des ihr verbundenen Berglands im SO. (S. 228, 2): An die Stelle der Handspinnerei
mit -Weberei trat die mechanische, d. h. die mit der Maschine, und die Jndnstrieblüte
überhaupt steigerte wie in England den Wert des Bodens, dessen Erzeugnisse nun
Zahlreichere und wohlhabendere Abnehmer fanden. Der sehr allgemeine Wohlstand
hatte eine rasche Zuhuame der Bevölkerung zur Folge, sowohl durch natürliches An-
wachsen- als durch Zuwanderung. In der Mitte gelegen zwischen den Britischen
Inseln und dem Deutschen Reich, den Niederlanden uud Frankreich, treibt Belgien
einen großartigen Transithandel, d. h. Durchgangshandel, aber einen noch viel größeren
Handel mit eigenen Waren, am meisten nach Frankreich, das es mit Steinkohlen ver-
sieht, deren es fast so viel fördert wie Frankreich: seine Webstoffe gehen bis nach den
fernsten Landen, ähnlich sein Spiegelglas und seine Waffen. Das engste Netz der
Eisenbahnen auf Erden befördert den lebhaftesten Verkehr von Personen und Gütern,
den Güterverkehr nicht minder ein Kanalsystem, das durch die offenen Ebenen des Lan-
des Scheide- uud Maasgebiet untereinander sowie mit der nordostfranzösischen Ebene
und der Nordsee vereinigt. Der Seehandel wird meist unter fremder Flagge, d. h. von
Schiffen fremder Nationen, getrieben; die Handelsmarine Belgiens ist nur gering,
Kriegsmarine fehlt. Jedoch erwarb sich Belgien in Afrika jüngst ein großes Feld für
feine koloniale Tätigkeit, indem sein König Leopold II. den größten Teil des Kongo-
gebiets in den Kongo-Staat unter belgischer Oberhoheit verwandelte (S. 82, 1). Der
ii. Teil der Bevölkerung, etwas mehr als die Hälfte, ist flämisch3, der s. Teil ist
wallonisch; die Grenze zwischen beiden zieht geradlinig wö. im S. von Brüssel.
Die Mittelprovinz und die einzige, welche die Landesgrenze nicht berührt, ist
Brabant (Südbrabant). Hier "-Brüssel (franz. Lrnxellss [brüssel]), 6 Ht. E , eine
der glänzendsten Städte Europas, die Mitte Belgiens (wenn man die dünn bevölkerte
Provinz Luxemburg abrechnet), zwar noch im Scheldegebiet, aber der Wasserscheide zur
Maas nahe und am Beginn des s. Hügellandes; die vornehme Oberstadt (im SO.)
ist die eigentliche Residenz, Sitz des Adels, Mittelpunkt der belgischen Wissenschafts-
'd.h. Maas-Trajekt (Maas-Übergang); auch in Utrecht steckt die Ver-
stümmelung des lat. trajectus. — - d. h. Überschuß der Geburten über die Sterbe-
fälle. — 3 Richtiger: vlaemisch (S. 193, 3).
Kirchhofs, Schulgeographie. Ig