Full text: Theodor Schachts Schulgeographie

Veränderungen an der Erdoberfläche. 89 
calabrische 1783, wo die Felsen an der Südspitze Italiens 
hüpften, auch Messina fast ganz in Trümmer fiel. Unterliegt 
solchen Erdstößen natürlich das zerbrechliche Meuscheuwerk 
eher als die Hügel und Berge, auf denen es errichtet war, 
so können heftige Stöße doch auch den Anblick einer Gegend 
dauernd verändern, indem sie Berge zerreißen, Thäler ver- 
schütten, den Boden emportreiben, Quellen fließen oder ver- 
siegen machen n. f. w. — In Verwandtschaft mit solchen Er- 
schütteruugen stehen die Ausbrüche der Vulkane, deren sehr 
viele erloschen sind oder erloschen scheinen, einige hundert 
aber noch thätig sind. Im I. 1772 wütete auf Java die 
Hohe Schmiede so gewaltig, daß einige hundert qkm 
Land mit 40 Dörfern versanken, und 1822 auf derselben 
Insel der Galunguug, der 114 Dörfer vertilgte. 
Die Vulkane haben die Gestalt eines mehr oder minder ab- 
gestutzten Kegels, dessen Böschungswinkel vom Fuß bis zum Gipfel 
allmählich bis zu 30" und 35° anwächst-, am Gipfel ist eine trichter- 
förmige Vertiefung, der Krater, von welchem eine Öffnung abwärts 
in das Erdinnere führt. Sehr lavareiche, erst in der Bildung begriffene 
Vulkane, wie z. B. der Mauna Loa und Mauna Kea auf der Sand- 
wichinfel Hawai, erscheinen noch wie flache, schildförmige Erhebungen 
des Bodens. Bei erloschenen Vulkanen ist der Gipfel häufig vollständig 
geschlossen. Zur Zeit eines Ausbruches werden aus dem Krater un- 
geheure Mengen heißen Wasserdampfes, glühender Schlacken- und zer- 
kleinerter grauer Gesteiusmasfeu (Steiuafche), mitunter auch Brocken 
und Blöcke mit außerordentlicher Gewalt hoch in die Luft empor- 
geschleudert; die in der kältern Atmosphäre schnell zu Wasser verdichteten 
Mengen Wasserdampfes fallen in verheerenden Regengüssen herab, welche, 
mit der vulkanischen Asche sich mischend, letztere in eine breiartige Masse 
verwandeln; Blitze, vom heftigsten Donner begleitet, schießen aus den 
Dampfwolken und zähflüssig geschmolzene Gesteinsmassen (Lava), aus 
dem Innern der Erde heraufgestiegen, quellen über den Rand der 
Offmmg oder aus plötzlich ausreißenden Seitenspalten hervor und fließen 
in oft 8 —10 in hohen Strömen den Abhang des Berges hinab. 
Die meisten thätigen Vulkane sind auf Inseln oder nahe an den 
Küsten der Kontinente gelegen; sie stehen ferner selten einzeln, sondern 
entweder in Gruppen beisammen um einen Mittelpunkt geschart oder 
in Reihen hintereinander. Die größte Zahl von Vulkanen findet sich 
teils auf den Inseln, die einen Kranz um das ö Asien bilden, teils 
nahe der langen Westküste Amerikas: in der Andeskette Südamerikas
	        
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