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sondern auch- trt anderen Staaten; der Haupterfolg muß aber darin gesehen 
werden, daß auf Kaiser Wilhelms Anregung überhaupt der Beginn einer 
internationalen Einigung auf sozialpolitischem Gebiete gemacht ist. — So ist 
Kaiser Wilhelm II. nicht nur der Abstammung, sondern ebenso auch dem 
Geiste nach der Erbe seiner Vorfahren, ein sorgender Vater seiner Laudes¬ 
kinder. Ihm gehört darum die Liebe und das Vertrauen aller, die treu zum 
Hohenzollernhause, treu zu Kaiser und Reich stehen. Sein kraftvolles Wirken 
giebt uns die Gewißheit, daß das preußische und deutsche Vaterland in guten 
wie in bösen Tagen an ihm den sichersten Steuermann besitzt. <na& W. Heinz«. 
E. Aus der Länder- und Völkerkunde. 
130. Die chinesische Kultur. 
China bietet das Bild einer rein sinnlichen Kultur, die sich mit dem 
äußeren Leben abfindet, so gut es gehen will, ohne alles höhere Streben, 
somit ohne allen wahren lebendigen Fortschritt. Religion, Kunst und Wissen¬ 
schaft bleiben im Sinnlichen stecken; selbst die Lehre eines Konfutse (e^oa 
500 Jahre vor Christus) war keineswegs eine für hohe Ziele begeisternde 
Religion, sondern eine praktische Sammlung sittlicher Regeln, zu Nutz und 
Frommen des Lebens in beschränktem Kreise. Die Sorge für ein angenehmes 
äußeres Leben entwickelt wohl den Verstand, aber sie macht ihn spitzfindig, 
abgefeimt, wenn die edlere Seite des Lebens abstirbt. Eine Hauptursache 
der Versumpfung chinesischer Kultur liegt in der Abgeschlossenheit dieses großen 
Reiches. China ist ein sehr fruchtbares, an Erzeugnissen aller Art ungemein 
reiches Land, aber dennoch kaun sich nie ein Land zum eigenen Vorteil 
von der übrigen Welt abschließen. Nicht einem Volke, und zähle es auch 
400 Millionen, ist es gegeben, alles zu erfinden, alles zu vervollkommnen. 
Im Menschenleben ist die Geselligkeit nicht allein eine Quelle der Freude 
und des Glückes, sondern auch gebieterische Notwendigkeit, eine heilige Pflicht. 
Kein Volk hat mehr Erfindungen gemacht, als die Chinesen; aber es ist ein 
Gesetz, daß eine Erfindung durch die Welt gehen muß, um sich zu vervoll¬ 
kommnen. Abgeschlossen auf der Landseite durch eine berühmte Mauer und durch 
Wüsteneien, abgeschlossen auf der Meerseite durch willkürliche Verordnungen, 
hat China einen großen Teil seiner Erfindungen in ihrem ursprünglichen 
Zustande behalten, ja manche wieder eingebüßt. Der Konipaß, den uns die 
Araber im Mittelalter aus China zuführten, war hier schon 1700 Jahre vor 
Christus bekannt. Schießpulver und andere brennbare Zusammensetzungen 
zu glänzendem Feuerwerk hatten in China schon längst Anwendung gefunden, 
bevor das Schießpulver in Europa auf das Kulturleben umgestaltend ein- 
wirkte; aber die chinesischen Feuergewehre sind Kinderspielzeuge geblieben, die 
vor europäischer Artillerie auseinander stieben. Die Chinesen haben sich 
von jeher aus das Schneiden und Glätten von Steinen und Metallen ver¬ 
standen; aber zu großen Maschinen, wie sie das europäische Fabrikwesen kennt, 
haben sie es nicht gebracht. Ihre mechanischen Mittel beschränken sich aus
	        
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