Full text: Handbuch der Geographie ([Ausg. C])

Dänemark. 
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Nordeuropa. 
A. Königreich Dänemark (Danmark). 
[40 368 qkm, 2 775 000 E., fast sämtlich lutherisch, 69 auf 1 qkm.] 
Die Halbinsel Jütland und die Inseln, die zwischen ihr und Skandinavien liegen, sind 
ein Teil des Norddeutschen Flachlandes; nur ein Punkt steigt um 2 m höher an als die Lüneburger 
Heide, und die gleichen Geschiebe und Ablagerungen bedecken beide. Aber die weit nach N. ge¬ 
schobene Lage der Halbinsel, die fast die Breite von Schottland einnimmt und nahezu den 58. Par¬ 
allel erreicht, die Auflösung der festen Landmasse in Teilstücke, die Trennung durch Geschichte, 
Sprache und Volkstum berechtigen dazu, das Königreich Dänemark als ein selbständiges geo¬ 
graphisches Gebiet anzusehen. In allen wichtigen Beziehungen ist es ein Land des Überganges 
nach Skandinavien, dabei zugleich die Scheide wie die verbindende Pforte zwischen zwei 
Meeren. Schleswig-Holstein ist als Grenzgebiet lange Jahrhunderte hindurch zwischen dem 
Norden und dem Süden strittig gewesen, und sein Norden ist es sprachlich noch heute. 
Die Kreideformation bildet die Grundlage Dänemarks, aber sie ist zumeist mit den Geschieben 
der Eiszeit bedeckt und tritt wie auf Rügen krur an einigen Steilküsten der Inseln in blendend 
weißen Wänden, von Feuersteinbändern durchzogen, hervor. Ihre Lager sind so mächtig, daß 
an einer Stelle über 500 m unter dem deckenden jüngeren Boden erbohrt worden sind. Der 
Marschboden ist nur an wenigen Stellen vor dem Andrang des Meeres bewahrt geblieben. 
Das Klima eines Gebietes zwischen zwei Meeren muß notwendig ozeanisch sein, in Jütland noch 
mehr als auf den Inseln, und der Nordwest ist Herr im Lande. Es gibt keinen Punkt, der ein Jahres¬ 
mittel über 8° hätte, und die Juli-Temperatur hält sich bei 16°, dafür treten aber auch Frostmonate trotz 
der n. Lage nur in beschränktem Maße auf. Es regnet zu allen Jahreszeiten, am meisten im Herbst und 
mit 61 ern im Durchschnitt etwas mehr als in N.W.-Deutschland. 
Wirtschaftliches. Der bewölkte Himmel und der ausgiebige Regenfall begünstigen den Graswuchs 
mehr als den Ackerbau, so daß dieser bei weitem den Bedarf an Getreide nicht decken kann. Dafür aber 
blüht die Viehzucht in allen ihren Zweigen und liefert lohnende Ausfuhrwaren. Berühmt ist die Pferde¬ 
rasse, die auf Jütlands Heiden in halber Freiheit kräftig und widerstandsfähig aufwächst; 535 000 Pferde, 
fast 2,s Mill. Rinder, mehr als ^ des ganzen D. R., 1,5 Mill. Schweine. Bedeutend sind die Erzeugnisse 
der Ziegeleien und der Torf der Moore (800 qkm), wogegen sich die Industrie wegen des Fehlens von 
Kohle und Wasserkräften nur mäßig entwickeln kann. Es blüht aber auf der Grundlage der Kaolinlager 
Seelands die Porzellan-Industrie, welche das hochgeschätzte „Königlich Kopenhagener" liefert. Granit 
durch Steinfischerei und aus den Brüchen Bornhölms. Der bewaldete Teil ist durch kräftiges Aufforsten 
von7A> wenigstens auf 8,3 R, gewachsen. Fast z der Ausfuhr umfaßte die Butt er, mehr als]-das Fleisch, 
dann Tiere, Eier, Häute; Einfuhr: Getreide, Ölkuchen, Steinkohle, Gewebe, Eisenwaren, Holz. Das 
D. R., mit 33% des Außenhandels erster Verkehrsstaat, bezog von dort 1912 für 202 Mill. M Waren 
(Rinder, Pferde, Butter, Milch), führte ein für 254 Mill. (Getreide und Mehl, Metallwaren, Ölkuchen). 
Bewohner, Geschichte, Verfassung. Die Bewohner, die dem skandinavischen Zweige der Germanen 
angehören, sind durch gute allgemeine Schulbildung ausgezeichnet. Bis auf 41 889 waren 1911 alle Ein¬ 
wohner Lutheraner. — Die Bedeutung des kleinen Landes, in dem seit dem 9. Jahrhundert das Christen¬ 
tum gepredigt wurde, war im Mittelalter, wo die übrigen nordischen Reiche noch weit dünner bevölkert 
waren, viel größer; eine Zeitlang herrschte es über England (Knut der Große), und vom Jahre 1397 — 
Union von Kalmar — bis 1523 stand es an der Spitze der skandinavischen Reiche. Schweden erstritt 
seine Unabhängigkeit; Norwegen dagegen blieb bei Dänemark. Im 19. Jahrhundert jedoch ließ sich 
dieses zum eigenen Schaden in die Napoleonischen Kriege verwickeln und verlor infolgedessen 1814 Nor¬ 
wegen an Schweden; sein Bestreben, Schleswig-Holstein unauflöslich mit sich zu vereinigen, führte 
1864 zum Verluste dieser Herzogtümer. 
König Christian X. aus dem Hause Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Kolonien s. S. 250. 
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