Object: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen

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B. Lrandenburgisch-preußische Geschichte. 
mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Zell der Tornister oder dem Silz von alten 
hüten. Alle wankten, aufstocke gestützt, lahm und hinkend, fluch die Garden unterschieden 
sich von den übrigen wenig, ihre Mäntel waren verbrannt, nur die Lärenmützen gaben 
ihnen noch ein militärisches Aussehen. So schlichen sie daher, Offiziere und Soldaten 
durcheinander, mit gesenktem Haupt, in dumpfer Betäubung. Alle waren durch Hunger 
und Frost und unsägliches Elend zu Schreckensgestalten geworden." 
Jetzt war die Zeit gesommert für die Völker (Europas, das Napoleomsche Joch 
abzuschütteln. „Der Brand von Moskau wurde die Morgenröte der wieder¬ 
erwachenden Freiheit (Europas." 
9. Die Befreiungskriege, 
a) „Das Volk steht auf." 
„(Er braucht der Tat, nicht der Verschwörungen." Diese Morte des Dichters 
Heinrich von Kleist wurden jetzt wahr und erfüllt. Die preußischen Hilfstruppen 
hatten auf dem linken Flügel Napoleons unter yord tapfer gekämpft. Als 
nun auch hier die Franzosen durch die Russen zurückgedrängt wurden, 
liefe yord sich mit dem russischen Befehlshaber in Verhandlungen ein. In 
der Nacht vom 30. zum 31. Dezember 1812 schloß er mit dem General 
Diebitsch in der Mühle zu Poscherun bei Tauroggen einen Vertrag ab, dem zufolge 
das preußische Korps und der Landstrich zwischen ZTtemel, Tilsit und dem Haff 
als neutral erklärt wurden. In zwei Schreiben an den König legte yord 
die Gründe seines eigenmächtigen Handelns dar und erklärte, gern auch die 
Strafe zu erdulden, wenn der König eine solche für notwendig halte, Am 
Schlüsse seines Briefes sagte er: Jetzt oder nie ist der Moment: Freiheit, 
Unabhängigkeit und Größe wiederzuerlangen." Das war auch die Meinung der 
gesamten Nation. Mit ungeheuerm Jubel wurde yord empfangen, als er am 
2. Januar in Königsberg einrückte. Der König aber war in Berlin noch von 
Feinden umgeben. (Er mußte deshalb yords Tat mißbilligen und ihn wegen 
Ungehorsam absetzen. Doch die Russen sorgten schon dafür, daß diese königliche 
Order nicht an yord gelangte. Um sich dem französischen (Einflüsse zu entziehen, 
verlegte der König am 22. Januar den Sitz seiner Regierung nach Breslau. 
Am selben Tage war auch Stein in Königsberg erschienen. Auf den 5. Februar 
berief er die preußischen Stände. Diese bewilligten für den bevorstehenden Kampf 
13 000 Rekruten, ein „Freibataillon" von 300 Mann zu Pferde und 400 zu Fuß 
als Bildungsschule für Offiziere und 20 000 Mann Landwehr. Dem Beispiele 
Preußens folgte Pommern. Stein aber verließ Königsberg, um für den Anschluß 
Preußens an Rußland zu wirken. Hardenbergs kluge Diplomatie wußte die 
Franzosen lange über des Königs und seiner Regierung Gesinnung zu täuschen. 
Am 3. Februar erschien der Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägerkorps. Die 
seither militärfreie Jugend der höheren Stände wurde zum (Eintritt aufgefordert. 
Die Jägerkorps sollten gleichzeitig eine Schule für Offiziere werden. Am 
10. Februar wurden die Befreiungen vom Militärdienste aufgehoben (Anhang 
S. 178). Doch es hätte dieser Maßregel gar nicht bedurft. Scharenweise 
strömten die jungen Leute herbei, namentlich Turner und Studenten. Professor 
Steffens in Breslau führte seine Schüler aus dem hörsaal auf den Exerzier¬ 
platz. Schulen und Werkstätten leerten sich. Neben den Schüler trat der 
Lehrer, neben den Arbeiter der Fabrikant und der Kaufmann, neben den Bürger 
der Bauer, neben den gereiften Mann der kaum dem Knabenalter entwachsene 
Jüngling; alle eilten voll Begeisterung in die Reihen der Streiter. Berlin stellte
	        
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