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A. Die Handelsgüter.
A. Die Handelsgüter'.
I. Die Kultur- und Handelspflanzen.
Der Anbau von Nutzpflanzen ist abhängig 1. von ihren Lebensanforderungen
und 2. von der Kulturstufe der pflanzenbautreibenden Völker.
1. Die Pflanzen haben zum Teil sehr ausgesprochene Anforderungen an Wärme- und Nieder¬
schlagsmengen, andere sind genügsam und gedeihen, sich „anpassend", unter den verschiedensten
Wärme- und Niederschlagsmengen. Im ersten Falle wird bei den mannigfaltigen Wärme- und
Regenverhältnissen der Erde (s. S. 765ff.: Die Lufthülle) ihr Anbaugebiet beschränkt sein müssen,
im zweiten können sie weit über die Erde ausgebreitet werden. Die anpassungsfähigsten Nutz¬
pflanzen müssen als die wertvollsten gelten, denn eine Pflanze kann nur angebaut werden, so¬
weit sich auf der Erde ihre Lebensanforderungen erfüllt finden.
2. Die in der Kultur am tiefsten stehenden Völker, die „unsteten Völker" (s. S. 788ff.: Erde
und Mensch), sammeln überhaupt nur die Früchte usw. der Pflanzen ab. Erst die „Natur¬
völker" bauen Pflanzen an, aber infolge ihrer geringen Kultur ohne viel Erfolg. Mit der Kultur
vergrößern sich die Flächen des Anbaues, der Ertrag auf der Flächeneinheit wächst, die nützlich¬
sten Pflanzen und die besten Spielarten werden ausgesucht, und ihr Anbau wird nach Gegenden
übertragen, die ihnen von Natur zusagen, in denen sie aber bis dahin nicht vorkamen. Der Pflanzen¬
bau der „Halbkulturvölker" ist weit erfolgreicher als der bei den Naturvölkern, und die „Voll¬
kulturvölker" wiedemm gewinnen die größten und besten Ernten von ihren Anbaugewächsen.
Bei der erwähnten Abhängigkeit des Anbaues einer Pflanze von der Erfüllung ihrer Lebens¬
bedingungen in einem Erdraume sind die großen natürlichen klimatischen, nach Wärme und Nieder¬
schlägen sich unterscheidenden Gürtel der Erde durch bestimmte Nutzpflanzen gekennzeichnet als
Produktions-Zonen oder Erzeugungsgebiete. Freilich greifen die Pflanzen nicht selten aus
einem solcher Gebiete in das benachbarte hinüber oder erstrecken sich sogar vereinzelt durch
mehrere. Die größte Schaffenskraft haben die tropische und die kühlgemäßigte Produk¬
tions-Zone, da sie am niederschlagsreichsten sind bei hoher bzw. genügender Wärme, die
geringste besitzen die warmgemäßigte Produktions-Zone in den Trockenlündern auf der
Grenze gegen die Tropen und die Polargebiete.
Erträge und Güte der Anbauerzeugnisse hängen auch von der Kulturstufe und dem
Fleiße der Völker ab, und es ist in dieser Beziehung wichtig, daß im wesentlichen die Voll¬
kulturvölker in der kühlgemäßigten Zone, die Halbkulturvölker in der warm¬
gemäßigten, die Naturvölker und die unsteten Völker in der tropischen und in der
polaren Zone wohnen.
1. Die Nahrungs- und Genußpflanzen.
a) Die Zerealien, die Getreidegräser, deren Samenkörner Mehl liefern, sind in der kühl- und in
der warmgemäßigten und zum Teil auch in der tropischen P.-Z.^ die wichtigsten Nährfrüchte. Roggen,
Hafer und Gerste, daneben auch Weizen und Mais sind besonders bezeichnend für die kühlgemäßigte
P.-Z., Weizen, Gerste, Reis und Mais, daneben auch Hirse und Durra für die warmgemäßigten Länder,
Reis, Mais, Hirse und Durra für die tropische P.-Z. Roggen, Weizen, Reis, Hirse und Durra, zum Teil
Mais sind Nahrungspflanzen des Menschen, Gerste und Hafer, Mais und Durra wichtige Futterpflanzen
* Neumann-Spallart, Übersichten der Weltwirtschaft. VI. Bd. Berlin 1896. — Statistisches Jahrbuch für
das Deutsche Reich. Berlin. Bis 1913: 34 Jahrgänge. — Deutsches Handels-Archiv. Berlin. — Nachrichten für Handel
und Industrie. Berlin. — Berichte über Handel und Industrie. Berlin. ■— Annual Statement of the Trade of the United
Kingdom 1912. 2 Bde. London. — Monthly Summary of Commerce and Finance of the United States, Juni 1911.
Washington. — The Statesman’s Year-Book 1913. London. — Vgl. besonders die Karten der Niederschlagsmengen.
2 Abkürzungen: P.-Z. — Produktions-Zone; W. — Welternte; Mill. — Million; fr. — Frank; M — Mark; t —
Tonne (1000 kg). D. R. — Deutsches Reich; Gr. — Großbritannien; II. — Union (Vereinigte Staaten von Amerika!:
A — Ausfuhr, E — Einfuhr.