Full text: Handbuch der Geographie ([Ausg. C])

Die Becken von Böhmen und Mähren. 
Wirtschaftsleben. Unter den Landeserzeugnissen spielt das Kochsalz eine wichtige Rolle. Uner- 
schöpfliche Salzlager, die etwa die Hälfte der gesamten^Salzausbeute des Staates liefern, breiten sich auf 
der ganzen n. Abdachung der Karpaten aus; reiche Steinkohlenlager, an das oberschlesische Becken 
sich anschließend, sind im Krakauer Gebiete vorhanden. Die Petroleumerzengung war von 1900 bis 
1909 fast ums Sechzigfache gestiegen, namentlich durch die seitdem mehr ausgebeuteten Felder von 
Schodnica, 80 kin s.w. von Lemberg, und 1911 belief sich der Ertrag auf 1,46 Mill. t, so daß Galizien hierin 
den fünften Platz auf der Erde einnahmU Den Hauptertrag geben Getreidebau und Viehzucht, 
denn auf Galizien entfällt der relativ höchste Pferdebestand des Staates, außerdem werden viel Flachs, 
Hanf, im ö. Teile auch Tabak gebaut. Das Königreich ist vorwiegend ein Land der Rohstofferzeugung 
und die Industrie noch wenig entwickelt; meist ist sie durch das Kleingewerbe vertreten und bezieht sich 
zum großen Teil auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft; dazu liefert das Laud Zucker, Spiritus, Lein¬ 
wand und im W. Tuch. 
14. Fürstentum Bukowina. 
[10 441 qkm, 800 000 E., 77 auf 1 qkm.] 
Das Land liegt zur Hälfte in den Waldkarpaten, der Nordosten auf der Podolischen Platte. 
Die Bevölkerung ist außerordentlich gemischt aus Rnthenen (38,4vorwiegend im N.), 
Rumänen (34,4%, hauptsächlich im S.), Deutschsprechenden (21,2%, auch hier in meist eng¬ 
geschlossenen Siedlungen), Polen, Magyaren und Juden. Der Rest entfällt aus Slowaken, 
Tschechen, Großrussen, Armenier und Zigeuner; diese haben sich großenteils seßhaft gemacht. Die 
Deutschsprechenden und die Ruthenen sind weniger an Zahl gewachsen als die Rumänen, 
und jene bestehen mindestens zur Hälfte aus Juden. Der Zipser-Stamm, der aus der alten 
Heimat hierher gewandert ist, entwickelt sich kräftig, während in jener (s. S. 63) das Deutschtum 
zugrunde geht. — 87% sind Analphabeten. 
68,4% der Bewohner gehören zur nichtunierten griechischen Kirche, 12,3% sind römisch- 
katholisch, 12,9% jüdisch. 
Wirtschaftliches. Der Boden erzeugt vorzugsweise Mais 2 und Hafer, die Viehzucht aber, für die 
alle Bedingungen vorhanden sind, hat nicht die wünschenswerte Ausdehnung; die schwunghaft betriebene 
Bienenzucht deckt kaum den großen Bedarf an Wachs für die griechischen Kirchen; Honig wird ausgeführt. 
— Das Mineralreich liefert vornehmlich Eisen; die Salzgewinnung ist kaum nennenswert. 
Die Becken von Böhmen und Mähren und ihre Umwallung. 
1. Die Sudeten^, über 300km lang, vom Oberlaufe der Oder, der Mährischen Pforte, 
bis zum Elbdurchbruche, der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Die Sudeten gliedem sich 
in zwei gleichlaufende, nicht lückenlose Hauptketten, am deutlichsten in der Grafschaft Glatz, und 
bestehen meist aus Urgestein (Granit, Gneis, Glimmerschiefer), dem im S.W. und im W. Quader¬ 
sandstein vorgelagert ist. Querbrüche haben das Gebirge in einzelne, mehr oder weniger selb¬ 
ständige Schollen zerlegt und seine Wegsamkeit (s. S. 70) herbeigeführt. In den Bruchstellen, 
so namentlich im Waldenburger Berglande, wurden kohlenführende Gesteine abgelagert und 
vulkanische Bildungen hier wie in den Vorbergen der Sudeten aufgeschüttet. 
a) Die Mährische Pforte, zwischen den Karpaten und den Sudeten, bis auf nahezu 300 m Höhe 
eingesenkt in der Beczstsch]wa-Oder-Furche, ist ein überaus wichtiges Durchgangsgebiet zwischen Donau, 
Oder und Weichsel, so daß oft von einer Wasserverbindung zwischen diesen Strömen die Rede gewesen ist. 
Das Durchgangsgebiet beginnt schon beim preußischen Ratibor (38), wo die Schiffbarkeit der Oder 
in bescheidenem Maße anhebt, nahe dem Punkte, an dem sich deutsches, polnisches und tschechisches Sprach- 
1 1911 lieferte die Union 28,„ Rußland 9(1, Niederländisch-Jndien 1,69, Rumänien l,6* Mill. t. An den Bohr- 
löchern Galiziens überschwemmt das austretende Ol Felder und Wiesen, aber troh dieser überfülle hat es einen schweren 
Daseinskampf gegen „Standard Oil“ und Tochtergesellschaften <s. S. 872) zu führen. 
2 „Mamaliga" = Maiskuchen („Polenta" bei den Italienern) ist ein sehr verbreitetes Bolksnahrungsmittel. 
» I. Partsch, Schlesien. 2 Teile. Breslau 1896—1911. — F. Sommer, Schlesien. Breslau 1913. — I. Partsch, 
Landeskunde der Provinz Schlesien. 7. Aufl. Breslau 1914.
	        
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