Die mitteldeutschen Staatenbildungen und ihre Bevölkerung. 71
schließt der Hannoversche Regierungsbezirk Hildesheim an, in
welchem Münden am Einfluß der Fulda und Weser, die Uni-
versitätsstadt Göttingen* an der Leine liegen. Hildesheim*
selbst liegt an der Grenze gegen das Flachland. Nach Nordwesten
haben nur das Fürstentum Lippe mit der Hauptstadt Detmold
und dem nahen Hermannsdenkmal, das Fürstentum Schaumburg
Lippe mit Bückeburg. Der Hauptteil der nordwestlichen Höhen-
landschaft liegt aber in Westfalen und Hannover. Von ersterer
Provinz haben wir hier den Regierungsbezirk Minden, dessen
Hauptstadt Minden* an der Porta Westfalica liegt; durch diese
führt vom rheinischen Industriegebiet über Bielefeld* (Leinwand)
am Teutoburger Wald ein Hauptweg nach Norden und Nordosten,
weiter westlich liegt Osnabrück* (Kohlen, Eisen), die Hauptstadt
eines Hannoverschen Regierungsbezirkes.
4. Am Thüringischen Becken und seiner Bergnmrandnng,
haben Anteil die Regierungsbezirke Merseburg und Ersurt
der preußischen Provinz Sachsen, das Groß herzog tum Sachsen-
Weimar, die drei sächsischen Herzogtümer Altenburg, Mei-
ningen, Koburg und Gotha, die Fürstentümer Schwarz-
bnrg-Rudolstadt und Schwarzbnrg-Sondershausen, Renß
ältere und Reuß jüngere Linie, wozu noch kleine Gebietsteile
von Anhalt und Braunschweig am Harz und von Bayern an der
oberen Saale kommen. Die Bevölkerung ist beinahe vollständig
protestantisch; neben stark betriebenem Landbau findet sich auch
mannigfache Industrie. Die Volksdichte beträgt etwa 120.
Im Harz ist der Ursprung der wichtigeren Ansiedelungen auf
den Reichtum des Gebirges an Metallen, besonders an Silber-
erzen, zurückzuführen. Nord hausen* mit seinen Branntwein-
brennereien liegt im Süden des Harz in der Goldenen Aue,
also an der nördlichen der Thüringer Verkehrsstraßen; im Quell-
gebiete der Uustrut, nahe der Wasserscheide des Eichsfeldes, Mül-
hausen* (beide Regierungsbezirk Erfurt). Die südliche Straße
kommt von der Fulda herüber an den Nordsnß des Thüringer
Waldes bei Eisenach* (Weimar) mit der Wartburg, geht über
Gotha* nach Erfurt** (preußisch), der größten Thüringer Stadt
mit ihren berühmten Gärtnereien, und nach der Residenzstadt Wei-
mar* an der Ilm, erreicht die Saale, an deren Abhängen hier
Weinbau getrieben wird, und geht über Naumburg* uud Weißen-
sels* nach Merseburg (Leipzig) und nach Halle (alle vier Re-
giernngsbezirk Merseburg), einer alten Salinenstadt mit Universität,
die neuerdings durch ihre Braunkohlenlager und ihre Industrie stark
aufgeblüht und ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt geworden ist.
Östlich von der Saale liegen die Residenzstädte Altenburg und
Gera* (Reuß jüngere Linie), an der oberen Saale die kleine Uni-
versitätsstadt Jena (Weimar), die Residenzstadt Rudolstadt und
nahe dem Fichtelgebirge Hos (Bayern) an der Bahnlinie Regens¬