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Streit wegen der Wiese da haben. Ich habe Sachverständige
zusammenrufen lassen, weil wir beide nicht gelehrt genug sind,
um zu wissen, wer von uns beiden recht hat. Komm also morgen
mit mir vor Gericht!" — „Du siehst, Nachbar, daß ich die Wiese
gemäht habe, und morgen muß ich das Heu in Haufen bringen,
weiljjetzt gutes Wetter ist; ich kann also unmöglich mitgehen." —
„Und ich kann die Schiedsrichter nicht wieder gehen lassen, da sie
diesen Tag gewühlt haben; auch darf das Heu nicht eher wegge¬
holt werden, bis wir wissen, wem die Wiese gehört." Nach einigem
Besinnen sagte Kaspar: „Weißt du, wie wir es machen wollen?
Geh morgen zu den Richtern und sage ihnen deine und meine
Gründe, so brauche ich ja nicht dabei zu sein." — „Wenn du das
Zutrauen zu mir hast, so kannst du dich darauf verlassen, daß ich
für dein Recht reden will wie für mein eigenes."
Wie verabredet, ging Vellen den folgenden Tag zum Gericht
und trug seine und Kaspars Gründe vor, so gut er konnte. Am
Abende kam er wieder zu Kaspar und sagte: „Die Wiese ist dein;
die Richter haben sie dir zugesprochen; ich wünsche dir Glück und
bin froh, daß wir nun ins reine gekommen sind."
Aus dem deutschen Iugendgarten.
59. Die Kapelle.
f. Droben stehet die Kapelle,
schauet still ins Tal hinab;
drunten singt bei Wies und Quelle
froh und hell der Hirtenknab'.
2. Traurig tönt das Glöcklein nieder,
schauerlich der Leichenchor.
Sülle sind die frohen Lieder,
und der Knabe lauscht empor.
Z. Droben bringt man sie zu Grabe,
die sich freuten in dem Tal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
dir auch singt man dort einmal.
Uh land.