Full text: Länderkunde von Europa mit Ausnahme des Deutschen Reiches, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte (H. 5)

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II. Länderkunde von Europa. 
er bildet viele Seen, wodurch er an die Havel erinnert, und mündet an der 
Westseite. Der größte See, der Lough Neagh floch rie] im N, bedeckt fast 
die gleiche Fläche wie der Bodensee. Wälder und Mineralschätze fehlen; 
die Bevölkerung ist hauptsächlich auf Ackerbau und Viehzucht angewiesen. 
Der arme irische Bauer wohnt als Pächter auf den großen Landgütern 
der englischen Besitzer. Sein Hauptnahrungsmittel ist die Kartoffel. Die 
traurigen wirtschaftlichen Verhältnisse haben zahlreiche Iren zur Auswande¬ 
rung genötigt und die Volkszahl seit 60 Jahren um die Hälfte verringert. 
Größere Städte liegen nur an der buchtenreichen Küste: an der Ostseite 
Dublin [bdbiin]; es vermittelt den Handel mit England, besonders mit Liver¬ 
pool, und ist Sitz des Vizekönigs und einer Universität. Der rege betriebene 
Flachsbau im NO der Insel hat in Belfast, öNDrsten Fäbrikstadt des Landes, 
neben Schiffbau eine lebhafte Leinenindustrie entstehen lassen. An tiefer 
Bucht der Südküste liegt Cork, der Ausfuhrhafen für Fleisch und Schiffs¬ 
proviant, das „Schlachthaus Englands" genannt. Sein Vorhafen ist Qneens- 
town skwinstaunf, Haupthafen für Auswandererschiffe. Am Shannontrichter 
liegt Ltzmurick, das Webstoffe aller Art herstellt. Von der Insel Valentia 
fwalenschjaf, an der Stidwestspitze, führen sechs Kabel durch den Ozean nach 
Amerika. 
6. Bevölkerung. 
a) Abstammung und Charakter. Die ältesten Bewohner der Britischen 
Inseln waren die den Galliern stammverwandten Kelten. Ihre Hauptstämme 
waren die Brite:: in England, die Skoten erst in Irland, dann in Schottland, 
und die Iren in Irland. Sie machen heute kaum noch ^ der Bevölkerung des 
Britischen Jnselreiches aus. Ihre Wohnsitze sind Wales, Nordschottland und 
vornehnüich Irland. Die dem Festlande zugekehrte ebene Ost- und Südostseite 
der Hauptinsel lockte oft Einwanderer und Eroberer dorthin. Julius Cäsar 
führte die Römer hinüber, die bis zum Edensid'nf vordrangen, wo sie das Land 
gegen die räuberischen Einfälle der keltischen Skoten und der wahrscheinlich 
germanischen Pikten durch den Piktenwall sicherten. In der Mitte des 5. Jahr¬ 
hunderts n. Ehr. wanderten die germanischen Angeln und Sachsen ein, 
nmchten sich zu Herren des Landes und verdrängten die keltischen Brite:: 
aus den ebenen Gegenden in die Gebirge des W und nach der Bretagne, die 
von ihnen den Nan:en erhielt. 1066 unterlagen sie den Normannen. Diese 
waren auch germanischer Herkunft, hatten aber in der Normandie die französische 
Sprache angenommen und brachten diese nun nach England. Aus dem Angel¬ 
sächsischen und dem Französischen der Normannen entstand die'englische 
Sprache, die, heute von 150 Milt. Menschen gesprochen, im Laufe der Jahr¬ 
hunderte zur Welthandelssprache geworden ist. Aus der Verschmelzung der 
Germanen mit den Kelten und Normannen der Bretagne ist der heutige 
englische Volksstamm hervorgegangen. 
Äußerlich fällt am Engländer seine Lust zu Bewegungsspielen auf. 
Die leidenschaftlich betriebenen Spiele und das Seeleben haben Kraft
	        
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