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heit wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unseren
Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es als einen ehrenvollen
Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr
getrost entgegengehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße
und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zu¬
versicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten
Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren, glorreichen Frieden
und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
So der König; und ich enthalte mich billig, lobpreisend über dies
königliche Wort zu reden. Sie ist noch frisch in uns allen, die Freude
über die Gewißheit des Kampfes, die uns dieses Wort giebt, über den
edlen und hohen Geist, in dem hier ausgesprochen worden, was lange
jeder beste im Volke gefühlt und gedacht hatte. Und nun, kaum hatten
wir diesen herrlichen Ruf vernommen, so schlug an unser Ohr der Jubel
einer allen Deutschen teuern und ehrwürdigen Stadt, die zuerst von dem
unmittelbaren feindlichen Joche befreit ward; und — die Krone von allem
— wir sahen unsern teuren König selbst unter uns treten, mit einem
Gefühl, ja wir dürfen es uns gestehen, wie es noch nie sein Herz kaun
gehoben haben, weil er noch nie Veranlassung hatte, so innig und wahr
zu empfinden, was doch für einen Herrscher das Beglückendste und Er¬
hebendste ist, die reinste Übereinstimmung zwischen seinem Willen und seiner
Völker Wunsch; wir sahen ihn das Heer, ans seinen Befehl zum Kampf
geweiht und gesegnet durch Gebet, hinausgeleiten den Weg, der es dem
Feinde entgegenführt. Dieses nun, der Durchzug unseres Heeres zum
Kampf, zum entscheidenden Kamps um das Höchste und Edelste, ist der
Gegenstand, der, wie er gewiß uns alle erfüllt und bewegt, uns besonders
in dieser Stunde beschäftigen soll, damit auch für uns dieser heilige Krieg
beginne mit demütigend erhebenden Gedanken an Gott, damit ihm unsere
Hoffnung und unsere Freude geheiliget werde.
Text. Jerem. 17, 5—8.
So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der sieh auf
Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm und mit seinem
Herzen vom Herrn weicht! Der wird sein wie die Heide in der Wüste
und wird nicht sehen den zukünftigen Trost; sondern wird bleiben
in der Dürre, in der Wüste, in einem unfruchtbaren Lande, da niemand
wohnet. Gesegnet aber ist der Mann, der siel) ans den Herrn verläßt,
des der Herr seine Zuversicht ist. Der ist wie ein Baum am Wasser
gepflanzet und am Bach gewurzelt. Denn obgleich eine Hitze kommt,
fürchtet er sich doch nicht und sorget nicht, wenn ein dürres Jahr
kommt, sondern er bringt ohne Aufhören Früchte.
Und Jerem. 18, 7—10.
Plötzlich rede ich wider ein Volk und Königreich, daß ich es
ausrotten, zerbrechen und verderben wolle; wo sich es aber bekehret
von seiner Bosheit, dawider ich rede, so soll mich auch reuen das
Unglück, das ich ihm gedachte zu thun. Und plötzlich rede ich von
einem Volk und Königreich, daß ich es bauen und pflanzen wolle: