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Nahrung ist auch der Grund zu suchen, warum manche Thicre
periodisch ihren Aufenthaltsort wechseln: Zng- und Strichvögel,
Wanderungen von Mischen. Viele Thiers sind einem bestimmten
Klima entsprechend organisirt und bekleidet. Die ganze Familie
der Affen verlangt eine gleichmäßige und warme Temperatur, das
Rennthier dagegen ein kaltes Klima und namentlich kühle Sommer;
das Lama lebt in den kältern Gebirgsregionen der Anden, aber
nicht in den wärmeren Ebenen Brasiliens. In den Tropen leben
die größten und prächtigsten, aber auch reißendsten und giftigsten
Thiere. Ihre Farbe und Pracht irird erhöht durch das Licht,
das hier reichlicher und intensiver ist, als in höhern Breiten; ihr
Gift wird genährt durch die Hitze. Roth, Grüu und Blau ge-
winuen an Lebhaftigkeit, Gelb verwandelt sich in Orange, und
der Eontrast der complementären Farben steigert sich. In den
höhern Breiten schrumpfen die Thiere zusammen. Die Farben
werden matter und ändern sich mit den Jahreszeiten, die Winter-
kleider werden dichter und nehmen wohl gar die Farbe des Schnees
an. Die Phytophttgen hängen direct von der Pflanzenwelt und
ihrem Lebenscyclns ab, einige, die Monophagen, von einer ein-
zigen Pflanze, andere, die Polyphagen, von vielen Pflanzen. Der
Verbreitnngsbezirk der Seidenraupe ist durch den Maulbeerbaum,
derjenige der Cochenille durch eine Cactusart (Opuntia Tuna)
beding:. In Brasilien und Indien ist die Pflanzenwelt besonders
reich und üppig, zugleich auch Feuchtigkeit genug vorhanden; hier
sind denn auch die Phytophagen und Amphibien besonders zahl-
reich vertreten. Die heißen und dabei dürren Gegenden sind
arm, die heißfeuchten reich an Amphibien. Einzelne Species von
Thieren sind, namentlich auch durch den Einfluß des Menschen,
über die ganze Erde verbreitet. Die eigentlichen Hansthiere haben
sich überall akklimatisirt; die Ratte und Hausmaus ist überall zu
finden, die Fischotter kommt sonst überall, nur nicht in Süd-
amerika vor; der gemeine Bär, der Fuchs und Wolf vertragen
jedes Klima; die wilde Ente findet sich von Lappland an bis
zum Caplande, von der Union bis Japan. Dagegen haben auch
viele Thiere wieder einen sehr kleinen Verbreitungsbezirk. Der
Orang-Utang findet sich nur auf Borneo und den benachbarten
Inseln.
Von den Säften anderer Thiere leben die Parasiten, die
Epizoen heißen, wenn sie auf der Körperoberfläche, und Ento-
zoen, wenn sie im Innern ihrer Wirthe leben. Man kennt bis
jetzt 8000 Parasiten oder 4 Procent der bekannten Thiere als
Parasiten, darunter 5090 Schlupfwespen und 2000 Eingeweide-