Full text: Größere Schul-Geographie (C)

Miltiades. 
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Nachdem es ihnen mit Eretria so gelungen war, schifften die Perser 
gutes Muths an die attische Küste, und setzten 100,000 Mann bei Ma¬ 
rathon, etwa sechs Stunden von Athen, an's Land. In Athen selbst 
war großer Zwiespalt, wie man sich gegen die Perser wehren sollte. 
Die meisten meinten, es wäre wohl das sicherste, den Angriff des Fein¬ 
des hinter den Stadtmauern zu erwarten; die Spartaner hätten ja 
Hilfe versprochen, und mit diesen vereint dürfe man es eher wagen, 
dem Feinde eine Feldschlacht zu liefern. Doch Miltiades, der aus dem 
thrakischen Chersones nach Athen gekommen, rieth entschlossen zu einem 
schnellen Angriffe. Er kannte nämlich die persische Kriegsmacht von 
dem Skythenzuge des Darius her, wo er als Tyrann der griechischen 
Kolonieen im Chersones (Halbinsel Galipoli) die Donaubrücke bewachen 
half und nur durch Hiftiäus an der Zerstörung derselben gehindert wor¬ 
den war. Er wußte, daß die Griechen besser bewaffnet und kriegsgeüb¬ 
ter seien als die Perser, deren Heer überdies aus vielerlei Völkern be¬ 
stand, die weder gleiche Sprache noch gleiche Waffen hatten und von 
dem Befehlshaber wohl zur Schlacht geführt, aber in derselben nicht 
geleitet werden konnten. Er kannte aber auch seine Mitbürger und 
fürchtete, die Anhänger des Hippias, der mit dem Perserheere ge¬ 
kommen war, möchten dem Feinde die Stadt in die Hände liefern, wie 
es mit Eretria geschehen war. Sein Rath drang durch, man beschloß 
sich bald zu schlagen, und die anderen Feldherren, die im Kommando 
täglich wechselten, traten den Oberbefehl dem Miltiades ab, welcher die 
Schlacht jedoch an seinem Tage, am 29. September 490, lieferte. Die 
Perser hatten auf des Hippias Rath die Ebene von Marathon zur 
Walstatt ausersehen, weil sie dort ihre Reiterei gebrauchen konnten. 
Miltiades stellte aber sein kleines Heer so, daß es auf der einen Seite 
durch Sümpfe gedeckt war und die andere beschützte er durch Ver¬ 
haue; die persische Reiterei konnte also nur die Fronte angreifen. Zu 
den 10,000 Athenern, welche auch die muthigsten ihrer Sklaven be¬ 
waffnet hatten, stießen 1000 Bürger aus der böotischen Stadt Platää, 
Athens Nachbarin jenseits des Kithäron. Die 11,000 besiegten durch 
ihren Angriff in festgeschlossenen, tief aufgestellten Gliedern die 100,000 
Asiaten und warfen dieselben auf ihre Schiffe zurück. Die Pascha 
machten zwar den Versuch, Athen von der Seeseite her zu überrum¬ 
peln, allein die Athener eilten vom Schlachtfelde in einem Eilmärsche 
in die Stadt zurück, als sie sahen, daß die feindliche Flotte in dieser Rich¬ 
tung steuerte, und die Perser wandten sich niedergeschlagen heimwärts. 
Wenige Tage nach der Schlacht kamen die Spartaner, besahen die Walstatt, 
priesen die Athener und kehrten beschämt in den Peloponnes zurück; die 
Athener aber schütteten ihren 200 gefallenen Helden einen hohen Grabes¬ 
hügel auf, der bis auf unfern Tag die Stätte bezeichnet, wo die Bürger 
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