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VO. Das königliche Schloß in Berlin.
hob sich. Durch seinen Luxus kam aber der König zuletzt in immer größere
Geldverlegenheiten und fiel Goldmachern und anderen Betrügern in die
Hände. Das Land seufzte unter der Abgabenlast, während sich fröhliche
Feste am Hofe jagten und der endlich entlassene Günstling Wartenberg
Millionen aus dem Lande mit nach Frankfurt a. M. nahm. Gegen
ihn, nicht gegen den menschenfreundlichen, sehr beliebten König, richtete
sich der Unwille der Unterthemen.
2) Thomasius war der erste deutsche Professor, welcher seine Vor-
träge nicht, wie bisher noch allgemein üblich, in lateinischer, sondern in
deutscher Sprache hielt. Er bekämpfte auch furchtlos die Tortur und die
Hexenprozesse. — 3) Francke rief auch die evangelische Heidenbekehrung
(Mission) ins Leben. (Die katholische pflegten besonders die Jesuiten.)
5. Friedrichs Ende. Friedrich Lebensabend war durch häusliche
Kümmernisse nnd eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte
Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauf-
feste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat ihn den Großen
genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist
nur ein Schanspiel, das bald vorüber geht. Wer nichts als dieses hat,
ist übel dran." In einer Anweisung für die Erziehung des Krön-
Prinzen sagte er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und
Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt
werden, also muß solches alleine die Furcht Gottes bei großen Fürsten,
über welche kein menschliches Gericht Strafen und Belohnungen er-
kennt, aufwecken."