Ost-Europa. — Rußland.
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prächtigsten Residenzen Europas, zusammengesetzt aus Palästen und Riesengebäuden:
Mittel- n. Glanzpunkt des modernen Rußland im Gegensatz zu dem orientalischen Moskau,
zugleich die erste Handels- und die zweite Fabrikstadt (Moskau ist die erste) des
Reiches. — Die schönste der Straßen, der Newsky-Prospekt, 5| km lang, durchschneidet
das Quartier der armen Vorstädter, wie die Gegenden des Luxus im Centrum; am
linken Newa Mewa^ ufer der Winterpalast mit der Eremitage und der Alexandersänle,
50 m hoch; daran reiht sich das ungeheure Admiralitätsgebäude mit den Schiffs-
werften und Magazinen; nahe dabei das berühmte Reiterstandbild Peters des Großen.
Unter den zahlreichen prächtigen Kirchen nimmt die erste Stelle ein die Jsaakskirche
auf dem Petersplatz. Universität. Die Eisenbahn führt nach dem schönsten kaiserlichen
Lustschloß Zärskoje-Selo [Sjelö] (d. h. kaiserliches Dorf) und nach dem nahe beim
Meere anmutig gelegenen Peterhof, dem „russischen Versailles".
Kronstadt, 50000 E., auf der Felseuinsel Kotlin, 1704 von Peter d. Gr. angelegt, Kriegs-
Hafen des Reiches und Handelshafen von Petersburg.
Schlüsselburg, russisch Schlisfelbürg, mit einer alten Festung, am Ausfluß der Newa
[Njetca] aus dem Lädoga-See.
Närwa, links an der Naröwa, mit der alten Festung Jwängorod. In der Nähe große
Fabriken in Tuch und Segeltuch. Sieg Karls XII. über die Russen im Jahre 1700;
von Peter I. mit Sturm genommen 1704.
B. Die Ostsee-Provinzen: Esthland, Livland und Kurland.
(94 560 qkm (1717 Q.-M.), 2150 000 @.]
Grenzen. Im N.-O. der Peipussee und die Narvwa, im W. und N. die
Ostsee und mehrere ihrer Teile; im S. und S.-O. hängen sie ohne bestimmte
Naturgrenzen mit der großen russischen Ebene zusammen.
Bodenerhebung. Etwa ^ des ganzen Areals ist völliges Tief- und Flachland,
das zu einem doppelten Terrassenbau aufsteigt, mit dem Muna-Mägi (320m)
als höchstem Punkte. Die bedeutendste Bodenanschwellung findet sich im S.-O.
und O. Livlands, wo sie gleichsam wie ein großer Wall sich aufgetürmt hat, und
wo auch der Zusammenhang mit der nord-russischen Landhöhe, die einzelne Zweige
hierher sendet, stattfindet.
Die Bodenbeschaffenheit der drei Provinzen, miteinander verglichen, bietet
eine durchgreifende Verschiedenheit. Esthland bildet mehr einen znsammenhän-
genden Landrücken, einen das Land von W. nach O. durchziehenden Wasser-
scheiderücken, dessen steiler Absall zum finnischen Meerbusen, Gl int genannt und
bis 65 m hoch, mit seinen schroffen Kalkwänden an manchen Stellen hart an das
Meer tritt und dadurch dem Ufer einen ganz eigentümlichen Reiz verleiht. — Liv¬
land ist charakterisiert durch terraffenförmig aufsteigende Plateaus und dazwischen
liegende Becken, während Kurland längere wasserscheidende Höhenzüge aufweist.
— Die Nordspitze der kurischen Halbinsel ist das Kap Dom esnes, welches von
einer weit ins Meer reichenden Sandband umlagert ist, die den Schiffen nicht
selten gefährlich wird.
Flüsse. Die Naröwa, der Embach, der sich von W.her in den Peipussee
ergießt und von Dorpat an tief genug ist, um kleine Dampfschiffe zu tragen
(Dampfschiffahrt zwischen Dorpat und Pskow (Pleskan) am Südende des Peipns-
sees); die Pernan, die Düna, die Windau.
Großer Reichtum an Seeen; in Livland mehr als 1000, in Kurland über
300, in Esthland etwa 230, unter denen der Peipussee der größte. Haff-
bilduug an den Küsten von Kurland.
v. Seydlitz, größere Schul-Geographie. Ausg. 0. 2.Abt. 19. B. 2.Abdruck, 19