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66 Der Verkehr im Altertum.
§ 75. Die Babylonier haben auch mit dem zweitältesten Kulturmittelpunkte,
mit dem Lande der gewerb- und kunsttätigen Ägypter, Wohl durch Zwischen¬
handel, den semitische Stapelländer zwischen beiden vermittelten, in Ver¬
kehr gestanden.
2. Mittelmeerverkehr. Der Fortschritt vom Land- zum See¬
verkehr wird den Phönikern verdankt, die von ihrem schmalen, dem
Libanon vorgelagerten Landsaume aus zuerst den Austausch der baby¬
lonischen und ägyptischen Erzeugnisse zur See vermittelten unb dann von
ihren Hauptstädten Thrns unb Sibon aus an ben Küsten der-Mittel-
meerlänber Handelsniederlassungen grünbeten, so in Cypern, Kreta,
Sizilien unb gegen 1100 v. Chr. schon in Sübspanieu über die (Bauten
des Herakles hinaus (Gades). Edelmetalle, Purpurschnecken und das von
Britannien geholte Zinn, ferner Sklaven waren die Waren, die sie ans
der Ferne holten. Wenn sie auch die Bernsteinküste der Ostsee
erreichten, fern aus Indien kostbare Gewebe und Gewürze, ans Ophir
in Ost-Afrika südlich vom Sambesi große Mengen Gold herbeischafften, so
sind sie doch nicht über die Küstenschiffahrt hinausgelangt. Dazu stellten
sich im Mittelmeere schon früh die Griechen als Wettbewerber ein
und fingen die ans deut Innern Asiens kommenden Karawanen mit
Schwarzen Meere und am Nildelta ab. Deren Sieg in den Perser-
kriegen und die Gründung Alexandriens am Nildelta raubte den Phönikern
die Handelsmacht im östlichen Mittelmeere, während Karthago noch
iy2 Jahrhunderte als erste Handelsstadt im westlichen Mittelmeere
bis zu ihrer Zerstörung durch die Römer blühte, die nun Erben ihres
wie eines beträchtlichen Teiles des griechischen Handels wurden.
Daneben haben wir auch Kenntnis von uralten weitausgedehnten
Land Handels wegen. Bis in die fernsten Jahrhunderte zurück reichen an
den w. Karpaten hin die Spuren der Bernsteinstraße (s. Fig. 50),
auf der dieser geschätzte Schmuck zu den Völkern des Mittelmeeres ge¬
bracht wurde, und die Handelsboten der Serer, d. i. der Chinesen,
brachten ihre Seidenstoffe bis an die Ostgrenze der arischen und der
semitischen Völker. Von Massilia ans betrieben die Nachkommen der
Phokäer Handel im Tale des Rhone aufwärts und durch die Burguitdische
Pforte rheinabwärts bis an die Küsten der Nordsee. Im Römischen
Weltreiche fand dann der Verkehr landeinwärts bedeutende Förderung
einerseits durch die Bedürfnisse einer hohen, bald in Luxus entarteten
Städtekultur, anderseits durch deu Bau der Heerstraßen^, die dem
Händler z. B. auf mehr als einem Dutzend von Pässen den Weg sogar
über die Alpen bahnten. Verkehrsmittelpunkte im Römischen Reiche
waren außer Rom besonders Alexandrien, Byzanz, Massilia, Lug-
dunnnt. Auch Augusta Trevirorum, das heutige Trier, war damals
ein bedeutender Verkehrsplatz.
i Sie erreichten vom Piktenwalle in N.-Britannien bis nach Ägypten und von beit
Säulen des Herakles bis zum Euphrat eine Gesamtausdehuuuc; von mehr als 75000 km.
(Der Weltverkehr und seine Mittel, S. 11.)