Full text: Schul-Geographie (3)

Süd - Europa. — Die italische Halbinsel. 113 
durch folgende Gebiete gebildet: Zu dem durch Pipin geschenkten Herzogthume Rom und 
Gebiete von Ravenna und Rimini kam durch Kaiser Heinrich III. 1056 Benevvnt und 
durch die Markgräfin Mathilde von Toskana, die Verehrerin Papst Gregor's VII., 
der größte Theil des Landes zwischen dem Tiber uud dem Tyrrheuischeu Meer. 1198 riß 
der Papst Junoceuz III. auch die weltliche Herrschaft über die Stadt Rom au sich; im 
12. Jahrh. kam das große Herzogthum Spoleto in deu Apeuninen dazu, die Romagua 
fRomanja^ in den italienischen Kriegen des 13. und 16. Jahrh., besonders durch deu 
kriegerischen Papst Julius II.; nach dem Aussterben des Hauses Este wurde das Herzog- 
thum Ferr^ra (1598) und Urb in o (1631) von seinem letzten Herzoge erworben. Durch 
Napoleon I. wurde der Kirchenstaat 1899 ausgehoben, durch den Wiener Congreß aber 
iu seinen alten Grenzen (mit Ausnahme der zur Zeit des Regierungsantritts Rudolf's 
von Habsburg erworbenen Grafschaft Benaissin, zu der später Aviguou kam) wieder¬ 
hergestellt. Jetziger Papst: Pius IX. (seit 1846). 
Rom (244,999 E.), seit 1871 Hauptstadt von ganz Italien; im Alterthnme fast nur auf der 
linken Seite des Tiber ans 7 Hügeln, jetzt zu beiden Seiten und 11 Hügel umfassend 
(ans der linken Tiberseite: der Monte Pincio sPinlschof, wo bei der Piazza ^Piaddsa) 
del popolo (Bolksplatz) zum Osterfeste die Girandola [Sschircuidola], eine Feuer- 
garbe vou Raketen, aussteigt, und der Monte Testaccio fTestatscho^; auf der rechten: 
der Jauiculus uud Vaticauus). Die Hanptmerkwürdigkeiten aus dem klassische» 
Alterthum liegen auf dem linken Ufer: am Fnße des Capitoliuus das Forum, tiefer 
liegend als der jetzige Boden, zum großen Theil wieder ausgegraben, so daß man 
ein Stück der „via, sacra" wieder sieht, ebenso viele Tempelreste u. a. m.; das vou 
dem Feldherrn des Angnstns, Agrippa, erbaute Pantheou oder Rotonda (seit dem 
7. Jahrh. iu die Kirche Sta. Maria ad Martyres umgeschaffen, mit den Grabmalen: 
des Raphael Mengs, Petrarca, Ariosto), nebst der Trajän ssänle (38m = 118' hoch), 
am besten erhalten; das Colosseum (ein Amphitheater für 199,999 Menschen), die 
Triumphbögen des Titns, Septimins Severus und Constantinns. In diesem 
Stadttheil liegt die Pfarrkirche des Papstes, Kau Giovanni in Laterano. Die be¬ 
deutendsten Denkmäler der christlichen Zeit gehören dein Stadttheil rechts des Tiber 
an: an der Engelsbrücke die Engelsbnrg (moles Hadriani), mit einem sehr dicken 
runden Thurm. Dieses Castell steht durch einen 489 Meter laugen Corridor mit dem 
berühmtesten der 3 päpstlichen Paläste, mit dem Vatikan sWatikan^ in Verbindung, 
der 11,999 Zimmer enthalten soll; berühmt durch die Sixtinische Kapelle (deren Decke 
und Hintere Wand Michel Angelo sMiköl Änb|chelo] mit Gemäldeu zierte), durch die 
4 stanze (Festsäle) di Eaffaelle, mit den Frescomalereien Raphael's, durch die über 
dem Erdgeschoß iu drei Stockwerken aussteigenden nnd mit biblischen Darstellungen 
geschmückten Loggien, endlich dnrch das großartigste Museum mit bibliothekarischen 
nnd Knnstschätzen (Apoll vom Belvedere, Laökoon n. s. w.)> Auf dem von Säulen- 
gärigen eingefaßten, mit einem Obelisken uud zwei Springbrunnen gezierten Peters- 
platz erhebt sich an seinem westlichen Ende die Peterskirche, San Pietro in Vaticano, 
die größte der 490 Kirchen Roms, ja der ganzen Welt, 158 in (485') hoch, 216 m 
(666') lang, 93 m (285') breit. Papst Jnlins II. legte den Grnnd 1596, nnter 
Sixtus V. (1585 —1599) wurde die Kuppel vollendet, der von Michel Angelo ge- 
schaffene Hanpttheil des ganzen Gebändes; die Einweihung erfolgte erst 1626. '— 
Imposant ist die Beleuchtung der Kuppel zum Osterfeste. — Vatikan, Lateran und 
Villa Castel-Gandolso sind nebst einer jährlichen Rente dem für unverletzlich erklärten 
nnd mit bestimmten souveränen Rechten ausgestatteten Papste garantirt. 
In der Umgegeud die Katakomben (ausgebreitete unterirdische Gänge). 
Im Sabiner- uud Albauer-Gebirge: Tivoli (Tibur), am Teverüne (Anio), 
mit herrlichen Kaskaden. Frascati (Tuscnlum), Albano (Alba longa). 
Biterbo [Söiterbo], 21,909 E., aus dem Wege nach Florenz, in der Nähe des Sees von 
Bolsena (Lacus Vulsiniensis). 
Civita Vecchia fTschiwita Wekfia], Festung und Hafen. 
Terracina fTerratschina^j (Anxur), die südlichste Stadt im ehemaligen Kirchenstaat, am 
Ende der pomptinischen Sümpfe. 
v. Seydlitz, größere Schul - Geographie. XVI. B. 
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