Geschichte der Geographie. 33
das Rothe Meer in Handelsverbindung mit Indien gestanden haben, wenigstens
bezieht Salomo (um 1000 v. Chr.) zum Tempelbau Gold uud Elsenbein aus
Ophtr (wahrscheinlich Indien) über Ezion Geber (Akaba) am rothen Meere.
Sehr wichtig für die Geographie sind die Griechen. Bei Homer ist die
Erde eine Scheibe mit erhabenem Rande, umströmt vom Okeanos, der als Phasis
im O. in die Erdscheibe einströmt Auf den äußeren Ufern des Okeanos ruht
das von Säuleu (Atlas, Kaukasus) getragene Himmelsgewölbe. In der Mitte
wohnen die Hellenen, und der Olympos ist der höchste Gipsel des Landes, der
Sitz der Götter. Homer's Kenntniß reicht im S. bis zu dem ägyptischen Theben,
aber nicht so weit nach anderen Richtungen.
Erst durch Kolonisation werden die ferneren Küsten des Mittelmeeres bekannt,
vornehmlich durch die Phokäer, welche um das I. 600 aus der Gegend von
Smyrna nach Süd-Frankreich auswanderten und Massilia (Marseille) gründeten.
Mtlöt, das damalige Venedig, war der Ort, wo geographische Studien gepflegt
wurden, wo Thales, Anaximander und Hekatäns lebten. Das südlicher
gelegene Halikaruassus aber brachte den Vater der alten Geschichte und
Geographie, Herodo t, hervor. Dieser bereiste ganz Klein-Asien, beschiffte das
Schwarze Meer bis zur Mündung des Dnjepr, dem cimmerischen Bosporus und
dem Lande der Kolchier; er besuchte Babylon, Syrien, das ägyptische Theben,
sa wahrscheinlich auch Carthago. (Siehe nachstehende Erdansicht nach Herodot.)
Mit Alexander's Eroberungen tritt Indien, das Land der Wunder, hervor,
und der Gesichtskreis der Griechen erweiterte sich bis Ceylon (Taprobane). Aristo-
teles sammelte die Berichte.
Aber auch der Westen tritt aus seinem Dunkel hervor durch Pytheas aus
Massilia, der Jberien und Gallien umschifft, zuerst A l b i o u (England) uud
Baltia (die Küsten, wo das Elektron gefunden wird) erwähnt und eine Insel
Thüle als äußerstes Land der Erde aufführt.
v. Seydlitz, größere Schul-Geographie, XVI. B. 3