I. Teil.
Das Menschenleben in sittlich-religiöser
Beziehung.
1. Alter Spruch.
In Gottes Namen fang' ich an,
was mir zu thun gebühret.
ZHit Gott wird alles wohl gethan
und glücklich ausgeführet.
Was man in Gottes Namen thut,
ist allenthalben recht und gut
und muß uns auch gedeihen.
I. Die Familie.
*2. Mutter und Sohn.
Aus dem äußersten Süden wurde mein Regiment in eine weit im
Norden des Landes gelegene Stadt verlegt. An einem schönen Frühlings-
abend langte es in der neuen Garnison an. Müde vom Marsch standen die
Soldaten in Gruppen umher. Mitten unter einem kleinen Trupp fiel mir
ein schlanker, schmächtiger Mensch mit bartlosem Gesicht und Hellen, blauen
Augen besonders auf. Obgleich seine Züge einen ernsten Ansdruck hatten,
schien er der fröhlichste unter seinen Kameraden zu sein; ja manchmal kam er
mir sogar ein wenig ausgelassen vor. Seine offenen, angenehmen Gesichts¬
züge prägten sich meinem Gedächtnis ein, und gern hätte ich den Grund seiner
Munterkeit gewußt. Am folgenden Tage erfuhr ich ihn durch einen Zufall.
Jener Soldat hatte wahrend seiner ganzen Dienstzeit, drei Jahre, keinen
Urlaub gehabt, um seine Heimat und seine Familie wiederzusehen; denn seine
geringen Mittel erlaubten ihm die weite Reise nicht. Die lange Trennungs¬
zeit war ihm schwer geworden; er war immer schweigsam gewesen; denn er
dachte viel an seine Eltern und Freunde und an sein heimatliches Dorf, vor
Heinecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 1