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196. Folgen der französischen Revolution.
So schrecklich aber auch die französische Revolution an sich war,
und so schweres Unheil sie in der Folge besonders über Deutschland brachte,
so ging dieses furchtbare Ereignis doch nicht vorüber, ohne für die Mensch—
heit auch großen Nutzen gestiftet zu haben.
Durch die Heimsuchung geprüft, wurden die Völker, welche vorher
dem Leichtsinn und Unglauben verfallen waren, wieder mit aufrichtiger
Gottesfurcht, mit ernstem, sittlichem Willen beseelt.
In Deutschland entzündete sich anstelle der früheren Gleichgiltigkeit
gegen das große Vaterland wieder eine glühende Vaterlandsliebe und
die heiße Sehnsucht nach Wiederherstellung eines starken, einigen Reiches.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war Deutschland in mehr als
300 einzelne, selbständige Staatsgebiete zersplittert; nach den Befreiungs
kriegen war das Land nur noch in 38 Teile getrennt und so ein großer
Schritt zur Einigung gemacht.
Auch in der Rechtspflege bürgerten sich manche Fortschritte ein.
Alle Menschen wurden vor dem Gesetz als gleich und ebenbürtig erachtet.
Das Volk wurde (durch Einführung der Schwurgerichte) zu tätiger Mit—
wirkung beim Rechtsverfahren beigezogen.
Die absolute (unumschränkte) Fürstengewalt wurde gebrochen;
es kamen allmählich überall Verfassungen zustande, durch welche das
Volk das Recht erhielt, bei der Gesetzgebung und Verwaltung des Landes
seinen Willen zum Ausdruck zu bringen. So kann man auch bei diesem
furchtbaren Ereignis erkennen, daß Gott alle Dinge zum besten zu lenken
weiß. 8 203.
197. Napoleon Bonaparte.
a. Napoleon Bonaparte war 1769 auf der Insel Korsika geboren,
wo sein Vater Advokat war. Schon als Knabe zeigte er große Vorliebe
für das Kriegswesen, und eine kleine Kanone war sein liebstes Spielzeug.
In einer französischen Kriegsschule ausgebildet, bewies er schon als junger
Offizier ungewöhnliche Tapferkeit und Feldherrnkunst. Erst 26 Jahre alt,
wurde er zum Oberbefehlshaber des Heeres, welches in Italien stand, er—
nannt. Dieses befand sich jedoch in einem kläglichen Zustande; es fehlte
ihm an allem: an Geld, Nahrung, Waffen und Kleidung. Napoleon aber
schuf Ordnung. Durch die unwiderstehliche Gewalt, die er über die Gemüter
der Soldaten ausübte, durch glänzende Auszeichnungen, wodurch er sie
anfeuerte, brachte er alsbald Mannszucht und Begeisterung in das zer—
rüttete Heer. Er schlug mit demselben die Osterreicher wiederholt, so daß
der Kaiser sich zum Frieden gezwungen sah, in welchem er die Lombardei
und Belgien verlor. Zugleich genehmigte er die Abtretung der auf dem
linken Rheinufer liegenden deutschen Länder an Frankreich. Napoleon
war der Liebling der Franzosen geworden; denn keiner hatte sie bisher so
zu Sieg und Ruhm geführt wie er. Um den Handel Englands zu schädigen,
wurde jetzt Napoleon mit einem Heere und einer Flotte nach Agypten ge—
schickt. Er gewann einen glänzenden Sieg über die Türken bei den