Full text: Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil

Bilder marokkanischen Aberglaubens. 
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Ganz ähnlich schilderte schon im Jahre 1526 Leo Africanus die 
Amazirghen. Sie sind, sagt er, schreckliche und gewaltige Menschen, 
die weder Kälte noch Schnee achten. Ihre Kleidung besteht aus 
einem wollenen Hemde auf dem bloßen Leibe, und einem Mantel 
darüber. Um ihre Beine wickeln sie Lappen als Strümpfe. Auf 
dem Haupte tragen sie nichts, zu allen Jahreszeiten. Sie haben 
viele Schafe, Maultiere und Esel, da ihre Berge wenig bewaldet 
sind. Sie sind die größten Diebe und ruchlosesten Verräter auf der 
Welt. Den Arabern sind sie sehr feindlich gesinnt und berauben sie 
des Nachts. . . . Die Wände ihrer Häuser bestehen aus Pfählen, die 
mit Kalk beworfen sind und ein Strohdach tragen. . . . Diese Ge- 
birgsbewohner sind kräftig und mutig, und im Kampfe ergeben sie 
sich nicht lebendig. Sie kämpfen zu Fuß und sind unüberwindlich, 
wenn sie nicht eine zahlreiche Reiterei gegen sich haben. Sie tragen 
Säbel und Dolche. 
Nach Graberg di Hemsö. 
ßiliirt »MMimWn Aberglaubens. 
1. Der rettende Wahn. 
Nichts konnte dem Erstaunen gleichen, das mein spanischer 
Freund und ich in dem wilden Dorfe hervorbrachten, durch welches 
unsere Reise führte. An jeder Thür standen ganze Familien, uns 
mit glotzenden Augen anstarrend, während die jüngeren Kinder voll 
Schreck über eine so seltene Erscheinung zurückwichen. Ein Jüng- 
ling, der kühner als die anderen war, näherte sich unserer Gesellschaft 
und fragte den Hadfchi, was wir für Geschöpfe wären? Der Hadschi 
erwiederte gravitätisch, daß wir Dschins oder böse Geister seien, die 
er eingefangen habe und nach Larache führe, um sie von dort nach 
dem Lande der Nazarener zu verschiffen; worauf der Bursche heulend 
nach seiner Hütte entfloh. Wie mir der englische Reisende Davidson, 
welcher, im Begriff nach Timbuktu vorzudringen, im Innern Ma- 
rokkos ermordet wurde, erzählt hat, herrscht in den Teilen Marokkos, 
die nur selten von Reisenden besucht werden, der allgemeine Glaube, 
daß die Franken in Verbindung mit Hexen, Dämonen und über¬
	        
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