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Deutsch-Südwestafrika.
als 500 000 Seelen nicht gleichen Schritt halten kann, das Bedürf-
nis der Fleischeinfuhr immer bestehen bleiben wird. Je größere
materielle Kräfte die Deutsch-westafrikanische Compagnie einsetzen
kann, desto bedeutender und rascher wird der Erfolg sein.
Baumgarten.
Die Emgkbmlik» von WW-Mmftafrikll.
Die Herero oder Damara.
I.
Der Volksnamen. — Die Herero als leidenschaftliche Viehzüchter. — Die Berg-
damara und ihr Treiben.
Das Hinterland von Walfischbai und Angra Peqnena ist, etwa
den Süden abgerechnet, seit undenklichen Zeiten von nomadischen
Bantuvölkern bewohnt, als deren bekannteste Repräsentanten
heutzutage in Damaraland die Herero gelten können. Sie selbst
nennen sich mit dem Artikel Ova-Herero **), von den übrigen Bantu¬
völkern werden sie Va-schimba, d. h. wohl „Brunnengräber", ge-
nannt; die Hottentotten bezeichnen sie, vielleicht mit einer Art Schimps-
wort, als Daman. Damara ist davon der Dual fem., indessen ist
diese Form vor allem durch die Engländer gewissermaßen die osfi-
zielle geworden. Ein an mich von einem Freunde in Europa nach
„Hereroland" adressierter Brief ist lange Zeit aus den afrikanischen
Postanstalten liegen geblieben und endlich als unbestellbar dem Ab-
sender zurückgegeben. Dagegen sind Briefe, welche neben meinem
Namen nur die Bezeichnung „Damaraland" trugen, ohne Aufenthalt
an mich gelangt.
Die Herero sind ein Volk, das, ohne eigentliches Oberhaupt in
eine Menge Familien geteilt, nichts Höheres zu kennen scheint, als
möglichst viel Vieh um sich zu haben. Obwohl der Viehreichtum
einzelner Fürsten wie früher so noch jetzt bis an die tausende und
*) Wegen der großen Bedeutung dieses Volksstammes für Deutsch-Süd-
Westafrika geben wir mehrere sich ergänzende Darstellungen von Missionaren und
Forschungsreisenden, welche Land und Volk genauer kennen gelernt haben.
**) Nach Galton bedeutet Ova-Herero das fröhliche Volk, und ist Daniup,
der Namaqua-Name für Volk, von den holländischen Händlern zu Damara ver-
derbt worden.