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Deutsch-Südwestafrika.
Die 'Ovambos lieben ihr Vaterland ungemein und sind stolz
daraus. Sie nehmen es übel, wenn man sie nach der Zahl ihrer
Häuptlinge fragt, und sagen: „Wir erkennen nur einen König an;
bei den Damaras freilich will jeder ein Häuptling sein, wenn er nur
ein paar Kühe besitzt." Flüchtlinge von anderen Stämmen werden
ausgenommen und dürfen im Lande heiraten, sind aber dann zuni
Dableiben verpflichtet.
Die Handelsleute unter den Ovambos machen jährlich vier Ex-
peditionen nach dem Süden, wo sie Vieh, sowie Kupfer und Eisen-
erze eintauschen, die in ihrem Lande nicht vorkommen; sie geben da-
für, nächst ihren Metallsabrikaten, Elsenbein, das sie sich dnrch
Fangen der Tiere in Fallgrnben verschaffen, und nehmen nebst Vieh
am liebsten Glasperlen in Tausch, die eine Art Universalmünze bei
allen südafrikanischen Stämmen bilden und ohne welche ein Reisender
kaum fortkommen kann. Dabei muß man aber unumgänglich wissen,
welche Sorten und Farben in den einzelnen Fällen bevorzugt werden,
indem andere als diese gar nicht anzubringen sind.
Die iiiimi im Oranjc-Kkistaat.
Äußeres. — Wohnung. — Hauslebeu. — Gastfreundschaft. — Brautwerbung.
— Grobheiten. — Religiöses Leben. *)
In seinem Äußern steht der Bauer entschieden einzig in der
Welt da, er bildet die riesigste, kräftigste Rasse, die ich je gesehen.
Ich hatte verschiedentlich Gelegenheit, bei Nachtmahl oder Konsir-
mation viele Hunderte von Bauern zusammen zu sehen, und obgleich
ich selbst beinahe 6 Fuß hoch in den Strümpfen stehe — in der
Gesellschaft kam ich mir vollkommen wie ein Zwerg vor. Hünen,
Riesen u. dergl. sind Ausdrücke, die mir gar uicht genügen, denn es
war weniger die kolossale Größe und Breite, als die stiermäßige
Kraft der Männer, die mir imponierte. Ich habe Händchen gesehen,
die einen bei den Hörnern gefaßten Ochsen umwerfen können und
deren Handfchuhmaß mindestens Nr. 24 sein würde. Dabei sagte
*) Aus dem höchst interessanten Buche des geistvollen Korrespondenten der
Kölnischen Zeitung, Wilhelm Joest, Um Afrika. Mit 14 Lichtdrucken und
vielen Illustrationen. Köln, Verlag von Dumont-Schauberg, 1885.