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Gleich in den ersten Zeiten der Reformation brach der Bauern¬
krieg aus. Zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts
waren die Bauern in sehr gedrückter Lage. Sie befaßen ihr Land
nicht mehr als Eigentum, sondern waren meist Pächter und hörige
Leute der Adeligen und Klöster. Für ihre Herren mußten sie schwere
Arbeiten verrichten, bei Bauten und Jagden Frondienste leisten
und bedeutende Abgaben an Getreide, Wein und Vieh leisten.
Um sich von dieser drückenden Lage zu befreien, rotteten sich
die Bauern um das Jahr 1490 in der Gegend von Schlettstadt
zusammen, nahmen als ihr Abzeichen einen Bauernschuh (Bund¬
schuh) in ihre Fahne und kamen nächtlicher Weile auf dem
Ungersberg bei Barr zusammen. Allein die Sache wurde ver¬
raten und die Rädelsführer hingerichtet.
Der Aufstand brach im Jahre 1524 in hellen Flammen aus,
als der Wiedertäufer Thomas Münzer in Franken und Thüringen
die Bauern aufhetzte. Im Sundgau plünderten und verbrannten
sie Schlösser und Klöster, nahmen die Städte Sulz, Thaun und
Gebweiler ein und ließen vom Rauben und Brennen erst ab, als
in einem Kampf bei Jllzach viele umgekommen waren und der
oberelsässische Adel sich ernstlich gegen sie rüstete.
Ebenso schlimm ging es im Unter-Elsaß zu. Unter Anführung
des Erasmus Gerber von Molsheim nahmen die aufständischen
Bauern Zabern, den Wohnsitz des Straßburger Bischofs. Dieser
wandte sich mit dem Rat von Straßburg au den Herzog Anton
von Lothringen um Hilse. Da der Lothringer auch in seinem
Lande einen Ausstand fürchtete, wenn die Unterelsässer Bauern
gewännen, so kam er gerne und besetzte die Burg Hohbarr ober¬
halb Zabern. Daraus belagerte er das Städtchen selbst, und als
4000 Bauern zum Entsätze heraneilten, griff er sie bei dem Dorfe
Lupfte in an und machte sie trotz heldenmütiger Verteidigung bis
auf den letzten Mann nieder. Als 'er darauf Kanonen gegen
Zabern richtete, mußte sich Gerber ergeben; die Bauern legten
die Waffen nieder und verließen die Stadt. Während sie zwischen
den Reihen der Lothringer hindurchzogen, entstand Streit zwischen
einem Bauern und einem Soldaten. Da erscholl plötzlich das
.Wort: „Schlagt drauf! Der Herzog erlaubtes." Das war das
Zeichen zum Hiumordeu der wehrlosen Bauern. Zwanzigtauseud
Tote zählte man, als das Gemetzel zu Ende war.
Daraus wandten sich die Lothringer südwärts, zogen über
Manrsmünster und Molsheim und wollten durch das Lebertal
in ihre Heimat zurück. Da hörten sie die Nachricht, daß bei
Scherweiler 10000 Bauern stünden und neue Hausen zuzögen.
Sosort griffen die Lothringer sie an und siegten in einer blutigen
Schlacht, in der säst alle Bauern umkamen. Damit endigte der
Baueruausstaud im Elsaß.
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