Die Uilwl Uiam und Msnbuttu.*)
Nachdem Dr. Schweinfurth im Februar 1870 das Bongoland
(südwestlich von Gondokoro am Nil, Bahr el Djebel 4° fiibl. Br.)
durchzogen hatte, stieß er mit seiner über 1000 Köpfe starken Reise-
gesellschast jenseits des Tondjflußes auf die ersten Spuren der
Niam-Niam.
Wer sich zum ersten Mal von Niam-Niam umgeben sieht, erzählt
er, wird erkennen, daß er es hier mit einem ganz besondern Stamm
zu thun hat, es ist in jeder Beziehung ein Volk mit unendlich scharf
ausgeprägten Eigentümlichkeiten. An ihrem Äußern ist das Merk-
würdigste die lange Haarflechte, die Offenheit ihrer schwefelgelben
Augen, die, von dicken Brauen umgeben, weit von einander abstehen,
dann die ungewöhnliche Schädelbreite. Die breite Nase ist bei den
meisten wie nach einem Modell geformt, der kleine Mund ist von
außerordentlich breiten Lippen berandet; die Körpergröße ist eine
mittlere, höchstens 5 Fuß 10 Zoll engl. Der kleine Oberkörper hin-
dert sie nicht, bei ihren Waffentänzen die größte Gewandtheit zu
entwickeln. Die Schneidezähne werden, um wirksam in Einzelkämpfen
eingreifen m können, stets spitz gemacht. Die gewöhnliche Kleidung
besteht in Fellen, malerisch um die Hüften drapiert, der Mehrzahl
nach von Pavianen, deren lange Schwänze dann an der entsprechen-
den Körperstelle herabhängen. Daher die früheren Sagen von „ge-
schwänzten Menschen" in der Mitte Afrikas. Häuptlinge oder Fürsten
haben das Recht, solche Felle von Luchsen oder großen gefleckten
Katzen zu tragen. Aus den Haarputz verwenden die Niam-Niam
*) Nach Dr. Georg Schweinfurth. Vortrag in der Geogr. Ges. zu
München. A. A. Z. 1872. 211.