Full text: Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau (Erg.)

Allgemeine Übersicht. 
7 
der Wetterau mit dem Johannisberg bei Nauheim und zieht sich bis Rüdes- 
heim am Rhein, wo er mit dem Niederwald endet, von hier aus begleitet er 
deu Rhein bis zur Lahnmündung. Er fällt nach S. und SW. hin steil ab, 
nach N. hin dacht er sich allmählich zur Lahn ab. Daher haben die dem 
Rhein zufließenden Gewässer einen kurzen Lauf, die zur Lahn gehenden einen 
längeren. Das Taunusgebirge zeigt einen deutlich ausgeprägten Hauptrücken, 
dessen einzeln aufsteigende, gerundete Kuppen, von der Main- und Rheinebene 
aus betrachtet, einen bedeutenden Eindruck machen. Den Hauptstock des Ge- 
birges bilden die Berggipfel im SO. über der Mainebene bei Frankfurt. Hier 
erheben sich nahe bei einander, durch erhabene Rücken verbunden, der Altkönig 
(800 m), der kleine Feldberg (830 m) und der große Feldberg (88t) m). 
Der große Fe ldberg ist die höchste Erhebung des Taunus. Auf seinem Gipfel dehnt 
sich eine 25^ da große, mit Heidekraut und Torsmoos bedeckte Fläche ohne Baum und 
Strauch aus. Auf derselben erhebt sich ein mächtiger Ouarzselsen, der Brunhildisstein, 
und nicht weit davon quillt der Brunhi ldsb orn. Nach einer Sage soll sich eine verjagte 
Königin Brunhilde auf dem Altkönig ein Schloß erbaut und von der Höhe des Feldbergs 
oft nach Hilfe ausgeschaut hctkn. Nach einer andern Sage soll hier die Walküre Brunhilde 
von Wotan mit dem Zauberdorn in Schlaf versenkt und mit einem Feuerwall umgeben 
worden sein, aus dem sie Siegfried errettete. Von der Höhe des Feldbergs aus hat man 
eine entzückende Aussicht. Man sieht im O. den Jnselsberg in Thüringen, das Rhönge- 
birge bei Fulda, den Spessart in Franken, im S. die Höhen des Odenwalds, den König- 
stuhl bei Heidelberg, im W- den Donnersberg, den Hunsrück, das Siebengebirge, im 
N. die Gebirge Westfalens, den Meißner in Niederhessen. Aber von den fernen Bergen 
kehrt der Blick immer wieder zurück zu der schönen weiten Ebene des Mains und Rheines, 
welche von diesen Strömen wie von schimmernden Silberfäden durchzogen wird. 
Reizender noch, als vom großen Feldberg, ist die Aussicht vom Altkönig über 
die nähere, mit blühenden Ortschaften besäete, von fernen Höhen bekränzte Ebene. Sein 
Gipfel wird von einem dreifachen riesigen Steinwalle umgeben, einer keltischen Gerichts- 
stätte, wie sie sich mehrfach auf den Bergen am Rhein und Main vorfinden. 
Von den Feldbergen führt ein Hauptkamm nach W. mit einer Reihe schön 
bewaldeter, meist kegelförmiger Kuppen, die bekanntesten derselben sind! der 
Rossert, der Stauffen, der Trompeter und die Platte über Wiesbaden. 
Westlich von der Platte, jenfett der dem Rhein zufließenden Walluf, beginnt 
das Rheingaugebirge, das mit dem Niederwald bei Rüdesheim eudet. 
An den Abhängen des letzteren wächst der edelste der Rheinweine, der Rüdesheimer, 
an seinem Fuße liegt Rüdesheim. Auf der linken Seite des Rheins erblickt man die 
Stadt Bingen, den Rochusberg mit einer Wallfahrtekapelle und der Burg Klopp, auf 
der Heinrich IV. von seinem Sohne gefangen gehalten wurde. 
Auf dem Gipfel des Niederwalds (340 in) erhebt sich das Nationaldenkmal, „den 
Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern 
zur Nacheiserung". Das Denkmal besteht aus zwei Hauptteilen.- einem mächtigen qua- 
dratischen Unterbau, in dessen oberen Abteilung die bildliche Darstellung Kaiser Wil- 
Helms, hoch zu Roß, umgeben von seinen Helden, und einem Oberbau, der die hoch 
vor ihrem Thron aufgerichtete Germania trägt. Sie stützt die Linke auf das mit einem 
Lorbeerkranze umwundene Schwert und erhebt in der Rechten die deutsche Kaiserkrone, 
das Sinnbild der Einigung. Das Haupt mit dem Siegeskranze geschmückt, blickt sie 
nach Westen. In der Mitte des Fußsockels erblicken wir die Sinnbilder von Rhein und 
Mosel. Der Vater Rhein übergiebt das mit Weinlaub umkränzte Wächterhorn der 
Nymphe der Mosel, die fortan das Wächteramt übernimmt. Rechts und links erheben 
sich die Sinnbilder von Krieg und Frieden. Unterhalb des Hauptbiides, Kaiser Wilhelm
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.