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e- Doch der Norden auch will leben,
und was lebt, will sich erfreun;
darum schaffen wir erfindend
ohne Weinstock uns den Wein.
7. Bleich nur ist's, was wir bereiten
auf dem häuslichen Altar;
was Natur lebendig bildet,
glänzend ist's und ewig klar.
s. Aber freudig aus der Schale
schöpfen wir die trübe Flut;
auch die K u n st ist Himmelsgabe
borgt sie gleich von ird'fcher Glut.
o. Ihrem Wirken freigegeben
ist der Kräfte großes Reich;
Neues bildend aus dem Alten,
stellt sie sich dem Schöpfer gleich.
i°-Selbst das Band der Elemente
trennt ihr herrschendes Gebot,
und sie ahmt mit Herdesflammen
nach den hohen Sonnengott.
Fernhin tzu den sel'gen Inseln
richtet sie der Schiffe Lauf,
und des Südens goldne Früchte
schüttet sie im Norden auf.
12- Drum ein Sinnbild und ein Zeichen
sei uns dieser Feuersaft,
was der Mensch sich kann erlangen
mit dem Willen und der Kraft.
62. Der Pilgrim.
April 1803.
Ton: Schubert op. 37 Nr. 1.
1- Noch in meines Lebens Lenze
war ich, und ich wandert' aus,
und der Jugend frohe Tänze
ließ ich in des Vaters Haus.
r. All mein Erbteil, meine .<oabe
warf ich fröhlich glaubend hin,
und am leichten Pilgerstabe
zog ich fort mit Kindersinn.
2- Denn mich trieb ein mächtig Hoffen
und ein dunkles Glaubenswort;
wandle, rief's, der Weg ist offen,
immer nach dem Aufgang fort.
Bis zu einer goldnen Pforten
du gelangst, da gehst du ein,
denn das Irdische wird dorten
himmlisch unvergänglich sein.
s-Abend ward's und wurde Morgen,
nimmer, nimmer stand ich still.
Schiller. [46J
aber immer blieb's verborgen,
was ich suche, was ich will.
«. Berge lagen mir im Wege,
Ströme hemmten meinen Fuß,
über Schlünde baut' ich Stege,
Brücken durch den wilden Fluß.
2- Und zu eines Stroms Gestaden
kam ich, der nach Morgen floß,
froh vertrauend seinem Faden,
werf' ich mich in seinen Schoß.
■ «. Hin zu einem großen Meere
trieb mich seiner Welle Spiel,
vor mir liegt's in weiter Leere,
näher bin ich nicht dem Ziel.
i 9. Ach kein Steg will dahin führen,
ach der Himmel über mir
will die Erde nie berühren,
und das Tort ist niemals hier!
/^63. Das Siegesfest.
Mai 1803.
1. Priams Feste war gesunken,
Troja lag in Schutt und Staub,
und die Griechen, siegestrunken,-
reich beladen mit dem Raub,
saßen auf den hohen Schiffen
längs des Hellespontos Strand,
auf der frohen Fahrt begriffen
nach dem schönen Griechenland.
Stimmet an die frohen Lieder!
Denn dem väterlichen Herd
sind die Schiffe zugekehrt,
und zur Heimat geht es wieder.
2. Und in langen Reihen, klagend,
saß der Trojerinnen Schar,
schmerzvoll an die Brüste schlagend,
bleich mit aufgelöstem Haar.
In das wilde Fest der Freuden
mischten sie den Wehgesang,
weinend um das eigne Leiden
in des Reiches Untergang.
Lebe wohl, geliebter Boden!
Von der süßen Heimat fern
folgen wir dein fremden Herrn.
Ach wie glücklich sind die Toten!
3- Und den hohen Göttern zündet
Kalchas jetzt das Opfer an.
Pallas, die die Städte gründet
und zertrümmert, ruft er an,
und Neptun, der um die Länder
seinen Wogengürtel schlingt,
und den Zeus, den Schreckensender,