316 Britisches Nord-Amerika. §. 73.
(benannt von seinem schleierartigen Falle — rideau) die, nur vom Niagara
übertroffenen, Chaudiöre-Fälle (d. h. Kesselfälle) bildet, über welche eine
Hängebrücke gespannt ist, die Ober- und Unter-Canada verbindet. An der
Mündung des Ottawa in den Lorenzstrom liegt Montreal (107 000 E.),
der erste Handelsplatz Canada's; Qnebec hingegen da, wo der Lorenzstrom
sich zum Mündungsbusen erweitert.
2. Die beiden durch einen schmalen Isthmus verbundenen (früher, so
lang sie französisch waren, bis 1713, unter dem Gesammtnamen Acadien
begriffenen) Halbinseln: a) Neu-Bra un schweig (beinahe ein einziger Wald)
mit der Stadt S t. I o h n, an der Mündung des Stromes St. John in die
sichere Fundy-Bai, und d. Neu-Schottland oder Nova Scotia mit
Halifax, dem wichtigsten Kriegshafen von Britifch-Nordamerika, und der
(an Steinkohlen reichen) Insel Cap Breton.
3. Die Prinz-Edw ards-Insel.
Meist uu an gebaut sind die ungeheuren Gebiete im N. und W.:
1. Das Nordw est-Territorium und die Hudsons-Bai-Länder,
mit Inbegriff der Halbinsel Labrador, früher souveräner Besitz von zwei,
seit 1821 von 1 Handelsgesellschaft, der Hndfons-Bai-Compagnie, welche 1869
ihre Souveränität an die englische Regierung abtrat, während sie sich den
reichen Pelzhandel vorbehielt. Aus diesem Gebiete ist als besondere Provinz
ausgeschieden:
Manitoba, 658 DM., 13 000 E.
2. Britisch-Columbia oder der an Pelzthieren reiche Küstenstrich
zwischen den Rocky-Mountains und dem Meere (mit der Hauptstadt Neu-
Westminster am Fraser-Flusse). Dieses besitzt ausgedehnte, undurchdringliche
Wälder, reiche Kohlenlager und sehr ergiebige Fischereien (namentlich Lachse
in den Flüssen); der südliche Theil ist zum Anbau vou Feldsrüchteu geeignet,
der südwestliche (am Fraser-Fluß), namentlich aber die Insel Vancouver,
reich an Gold. Diese Colonie bildet, als die einzige britische Besitzung am
großen Ocean, den natürlichen Stapelplatz des englischen Handels auf diesem
Meere; sie liegt den dichtbevölkerten, hinterasiatischen Reichen China und Japau
gegenüber, die sich eben jetzt dein europäischen Handel erschließen, und in gleicher
Breite mit dem russischen Gebiete am Amur, mit dem sie um so eher wett-
eifern kann, als ihre Häfen das ganze Jahr hindurch eisfrei sind. Die starke
Fjordbildnng der Insel Vancouver befördert die Seetüchtigkeit ihrer Bewohner,
welche man die „Normannen der neuen Welt" genannt hat.
B. Die schwach bevölkerte (161 000 E. ans 1891 CUM.) Insel Aeu-
fundtand (New-Foundland), der östlichste Theil Nord-Amerika's, mit dem
Haupthafen St. Johns, hat einen außerordentlichen Reichthum, ait jagd¬
baren Thieren und den ergiebigsten Stockfisch- und Robben-Fang der Welt.
Zum Bezirk von Neufundland gehört auch die Ostküste vou Labrador.
c. Die (mehr als 300) kleinen, aber wegen des milden Klimas stark
bevölkerten (nach dem Entdecker benannten) Wermuda-Inseln (fast 2 DM.
mit 13 300 E.) im Osten von Nord-Carolina. Die englische Regierung hat
durch großen Aufwand für ihre Befestigung den Werth zu erkennen gegeben,
den sie aus den Besitz dieser unscheinbaren Gruppe von Koralleninseln legt
als Handelsstation für die transatlantischen Fahrten nnd als Zufluchtsstätte
für englische Flotten im Falle eines Seekrieges mit der Union.