Der atlantische Ocean. §. 6. 23
deutenden Vorsprüngen des Landes auf der einen Seite fast eben so
große Einschnitte des Wassers ans der andern entsprechen, so Labrador
der Nordsee, Nordwestafrika dem mejicanischen Busen, Brasilien dem
Busen vou Guinea. So erhält der atlantische Ocean die Gestalt eines
großen Stromes, eingeengt zwischen Usern von gleichmäßigem Abstand.
Die Jnselreihe Westindiens von Florida bis zur Orinoko-Mündnng um-
schließt einen dem Mittelmeere der alten Welt einsprechenden binnenmeer¬
artigen Theil des Oceans (die caribische See und den Golf von Mejico).
Im Uebrigen ist dieser Ocean, besonders seine Südhälfte, arm wie an
Busen, so auch au oceauischeu Inseln, sowohl an vulkanischen Inseln
(zwischen Island und den Azoren keine), wie an Korallenbauten (nur
die Bermudagruppe).
Länge des atlantischen Oceans — 2000 M., Breite — 950 M, Flächeninhalt
= 1,6 Mill. IHM.
Die Strömungen des atlantischen Oceans sind in Folge seiner eigen-
thümlichen Formation unregelmäßiger als bei^ den übrigen Oceanen. Der
warme Aequatorialstrom durchschneidet den atlantischen Ocean längs des
Aequators von O. nach W. und theilt sich an der äußersten Ostspitze Süd-
amerika's (Cap S. Roque) in zwei Arme: einen südlichen, die bra-
silianische Strömung (bis über die Mündung des La Plata hinaus), und
einen nördlichen, den Guyanastrom, welcher durch die caribische See
in den Golf von Mejico geht, aus diesem durch den Canal von Florida als
der durch seine hohe Temperatur (bis 24°) ausgezeichnete, tiefblaue (500 Meilen
lange) Golfstrom heraustritt und mit zunehmender Breite, aber abnehmender
Geschwindigkeit die Küste Nordamerika's begleitet, bis ihm (bei Neufundland)
eine kalte Polarströmung (die arktische oder Labradorströmung) begegnet,
wodurch er theils gegen Nordosten gedrängt wird, so daß er bis in's nördliche
Eismeer (bis zum 82.° u. Br.) vordringt (siehe S. 19; vgl. auch S. 24 den
Renn els-S tr om), theils gegen Südosten der Küste Afrika's zu als nord-
afrikanische oder Guinea-Strömung. Innerhalb dieses Kreislaufes
finden sich die schwimmenden Taug-Juselu, welche die Sargassowiese (von
sargagao — wilde Weintrauben) bildeu, bewohnt von einer Unzahl kleiner
Fische, Mollusken, Krabben u. s. w. *) Auch der südliche Ar in der Aequa-
torialströmung wendet sich ostwärts (zur Südspitze von Afrika) und dann
nordwärts (zum Busen von Guinea), so daß in der >südhälfte des atlantischen
Oceans die Gewässer einen ähnlichen Kreislauf machen, wie in der nördlichen.
a. Die Theile des atlantischen Oceans sind auf der oft-
lichen Hemisphäre oder au den Küsten der alten Welt am zahl-
reichsten und mannichfaltigsten.
1. Die irische See zwischen den Inseln Irland und Großbritannien
steht mit dem atlantischen Ocean dnrch zwei Eingänge in Verbindung:
im N. dnrch den Norde anal, im S. durch deu St. Georgs canal.
*) Nach Petermann's Mittheilungen, 1858, S. 428, sind die Strömungen
und Winde die einzige Ursache, daß die massenhaft angesammelten Wasserpflanzen
einen gewissen umschriebenen Raum nicht verlassen können. Vgl. Die Fortschritte
ans dem Gebiete der Geographie. Nr. 2. S. 5—7.