Die amerikanische Bevölkerung, 115
schen Natur. — Wenn der Kontrast Amerikas mit der alten Welt schon
im Mineralreich Herdortritt, namentlich in den Felsarten der Hochgebirge 3:
so zieht sich durch beide organische Reiche eine specifische Verschieden-
heit hin, d. h. die mit der alten Welt gemeinsamen Gattungen er-
scheinen in anderen Arten, die gemeinsamen Familien in eigentümlichen
Gattungen, ja es gibt Familien (wie die Cacteen) und selbst Ordnungen
(wie die Edentaten oder die zahnlosen Säugethiere), welche der alten Welt
mangelten, und umgekehrt fehlten ganze Familien des Ostcontinents der
neuen Welt. Auch nehmen diese Unterschiede von Norden nach Süden zu,
namentlich schließt sich die arktische Fauna Amerikas unter allen am meisten
der arktischen Fauna des Ostcontinents an^. Gegenüber dem noch immer
den weit kleineren Theil einnehmenden Kulturboden treten die amerikanischen
Floren 5 überall mit Entschiedenheit hervor; allein die Gesammtheit der jetzi-
gen Pflanzen- und Thierwelt unterscheidet sich doch auch schon bedeutend
von der ursprünglichen 6.
1 Besonders dem ganzen westlichen Hochland entlang, welches die große ameri-
kanischeVulkanzone bildet, an die asiatische auf der anderen Seite des stillen Oceans
sich anschließend; alsdann am westindischen Meer, wo vornehmlich die kleinen Antil-
len, neben Island, einen der zerstreuten und kleineren Vulkanstriche des atlantischen
Oceans bilden (§. 114). In ganz Amerika sammt allen Inseln sind 250 Vulkane
bekannt, darunter 83 thätige; von denselben gehören nur 46, darunter 18 thätige, nicht
dem Westen an, einschließlich 3 erloschene Vulkangruppen in den inneren Rocky-
Mountains.
2 Mächtige Lager von Pflanzenerde decken ungeheure Strecken, so daß auf lange
Zeiten kein künstlicher Tünger nöthig.
3 In den amerikanischen Hochgebirgen, namentlich den Anden, findet sich der
Granit nicht in größerer Höhe als 12000 F. (3900 Mtr.), während nicht nur Por-
phyr, sondern selbst Basalt und Trapp die Gipfel deckt, also junge vulkanische Ge-
steine (§. 9), die in der alten Welt nur in niedrigen Gebirgen und am Fuß der höhe-
ren vorkommen.
4 Das „zoologische Reich Amerika" zerfällt theils nach den 4 Zonen, theils
nach den Unterschieden des Ostens und Westens in 7 Haupt saunen; das Felsgebirge
veranlaßt nämlich 2 nördlich-gemäßigte Faunen: die des Unionlands und die von Ore-
gon-Californien; und in den Tropen hat man 3 Faunen: die brasilische (Tapir; Eden-
taten wie Faulthier, Ameisenbär; Colibri), die am Westabhang der Anden (§. 108) und
die westindische.
^ Man zählt 10 botanische Hauptabtheilungen Amerikas: Nordnord-
amerika, Südnordamerika (südwärts bis zu 30" N. B.), Mittelamerika, Hochmexico,
Westindien, Brasilien, untere Anden (Fieberrinde), Hochanden, Chile, Südspitze (ant-
arktische Flora).
6 Sofern die europäischen Hauöthiere und die wichtigsten Kulturpflanzen der alten
Welt (wie die Cerealien, Oelbaum, Kaffee, Zucker, Baumwolle, Indigo), welche in
Amerika bei seiner Entdeckung fehlten, erst von den Europäern eingeführt worden sind;
mit solchem Erfolg, daß es nunmehr zahlreiche Heerden verwildeter Pferde und Rinder
besitzt und ungeheure Massen jener Pflanzenprovucte der alten Welt zurücksendet, wäh-
rend auch umgekehrt mehrere ursprünglich amerikanische Gewächse (wie Kartoffel, Mais,
Tabak, Kakao) nunmehr' zu den weit Uber die alte Welt verbreiteten Kulturpflanzen
gehören.
§. 104. Die amerikanische Bevölkerung. — Die Ursprungliche
Bevölkerung, deren jetzt noch unvermischt gebliebenen und dabei meistens
im Naturzustand befindlichen Reste (etwa 2 bis 3 Mill.) vorzugsweise In-
dianer (§. 107) genannt werden, ist zum größten Theil bereits verschwun-
den und scheint gänzlichem Untergang entgegenzugehen, sofern sie entweder
8*