Full text: [Teil 2] (Teil 2 = Oberstufe)

§ 49. Rußland. 
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3. Klima und Kultur. Das Klima ist entsprechend der großen 
Ländermasse, auf welche die verhältnismäßig kleinen Meere mit ihrer 
geringen Küstenausdehnung nur wenig Einfluß ausüben, kontinental. 
Auf kurze, heiße Sommer folgen lange, grimmig kalte Winter, in denen 
das Quecksilber nicht selten hämmerbar, d. h. — 40°, ist. 
In der Pflanzenwelt lassen sich vier Zonen unterscheiden: die 
Tundrazone (s. o.), die Waldzone bis etwa zum 55. Breitenkreise, die 
Ackerbauzone („das Land der schwarzen Erde") und die Steppenzone. 
Die Hauptbeschäftigungen der Bewohner sind daher: Ackerbau, Wald- 
Wirtschaft und Bienenzucht, Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe), Fischfang, 
Jagd und Handel. Im Ural wird Bergbau getrieben, in den Steppen 
am Kaspischen Meer Salz gewonnen. Die Industrie ist unbedeutend, so 
daß die Einfuhr vieler Waren aus Deutschland und England erfolgt. 
Hauptausfuhrprodukte Rußlands sind: Getreide, Vieh, Leder (als Juchten- 
leder bearbeitet), Wolle, Holz, Pelze, Flachs. 
4. Bevölkerung. Der überwiegende Teil der Bewohner gehört 
dem slawischen Stamm an, nämlich die Russen (Großrussen, Kleinrussen, 
zu denen auch die Kosaken gehören, und Weißrussen), welche griechisch- 
orthodox sind, und die Polen, welche römisch-katholisch sind. In den 
Ostseeprovinzen wohnen lutherische Deutsche, am Eismeer die mongolischen 
Finnen, Lappen und Samojeden (z.T. noch heidnisch), in den s.-russischen 
Steppen die mongolischen Tataren und Kalmücken, welche sich zum 
Islam bekennen. 
Die Volksbildung steht auf sehr niedriger Stufe; Roheit und 
Trunksucht sind unter der gewöhnlichen Bevölkerung, welche sich an die 
Befreiung von der Leibeigenschaft (1861) immer noch nicht gewöhnen 
kann, weit verbreitet. Der z. T. unermeßlich reiche Adel (die alten 
Bojaren) lebt auf seinen prächtigen Schlössern auf dem Lande oder in 
Moskau in verschwenderischer Pracht. 
5. Staat und Städte. Der Begründer des russischen Kaiser- 
reichs, das bis ins 15. Jahrhundert unter der Tatarenherrschaft litt, ist 
Peter der Große aus dem Hause Romanow (1689 — 1725). Er hat die 
w.-europäische Kultur eingeführt, indem er den Zugang zur Ostsee in 
siegreichen Kämpfen gegen die Schweden (Karl XII.) erwarb. Seine 
Nachfolger, besonders Katharina IL, eine deutsche Fürstin aus dem 
Hause Anhalt-Zerbst, dehnten das Reich in glücklichen Kämpfen gegen 
die Türken und Polen aus. Zugleich waren auch die Eroberungen 
nach Asien vorgedrungen, so daß die russische Herrschaft heute den 
Stillen Ozean (Wladiwostock) erreicht hat. 
Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mädchensch. II. Teil. 8
	        
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