Sechste Mtheilung.
Das Wichtigste aus der astronomisch-Physikalischen
Geographie»
s 123.
Kurzer Ueberblick der astronomische» Entdeckungen.
Die Völker des Alterthums ließen sich von dem Scheine zum Glauben
verleiten, daß die Erde der Kern oder Mittelpunkt des Weltalls und in
Ruhe sei, und daß die Sonne, der Mond uud die Gestirne sich um die
Erde bewegen. Sie hielten es dabei für eine entschiedene Bevorzugung,
auf der Mitte der Erde zu wohnen. So glaubten die Inder, ihr Götter-
berg Meru bilde das Centrum der von Gebirgen eingefaßten, auf dem
Weltmeer schwimmenden Erdscheibe und jenseit des Himalaya beginne
bereits der Ocean.
Die Inden dachten sich in Jesaias Zeit (777 v. Chr.), die Erde
sei eine vom Meere umflossene, von Säulen getragene Platte, in deren
Mittelpunkt Jerusalem liege. Homer, welcher vor Jesaias lebte, hält die
Erde für eine Scheibe, welche vom Ocean umflossen sei. „lieber sie ge¬
spannt ist die feste Wölbung des Himmels, welcher auf Säulen ruht und
unter welchem Helios und Seleue, die Hyaden und Plejaden, die große
Kraft des Orion und die Bärin, die immer den Orion sieht und von
allen Gestirnen allein niemals in den Ocean hinabsteigt, auf Wagen dahin-
rollen. Helios steigt des Morgens aus dem Ost-Oceau herauf, umfährt
die krystallene Feste in höherem oder niederem Bogen uud seukt sich am
Abend im W. in den Ocean, von wo er auf goldenem Kahn über N.
zurück nach O. fährt, um des andern Tags seinen Lauf wieder zu er-
neuern." Homer hielt Griechenland für die Mitte der Erde; seine Vor-
stellungen hielten sich bis zum 6. Jahrh. vor Chr., obwohl schon früher
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