Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

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§ 126. 
Sonne, Mond und Finsternisse. 
1. Die Sonne ist es, welche der Erde und allen Haupt- und Neben- 
Planeten und Kometen Licht und Wärme zutheilt; sie übertrifft an Größe 
die Erde IV* Mill. Mal, an Masse 355,000 Mal und 760 Mal alle 
Planeten. Ihr Durchmesser beträgt 193,000 Meilen, ihre Oberfläche 
117,000 Mill. Q.-M., ihr Inhalt 3,736 Bill. Cnbik-M. Wenn wir die 
Oberfläche des Sonnenkörpers genauer betrachten, so erscheint uns dieselbe 
in fortwährender Bewegung, aber nicht gleich hell, sondern hie und da mit 
helleren und dunkleren, größeren oder kleineren Sonnenflecken übersäet, 
welche auf der Sonnenscheibe von W. nach O. fortrücken und von einem 
Rande zum andern nahe 13 Tage brauchen. Hieraus hat man geschlossen, 
daß auch die Sonne sich um ihre Achse und zwar in 25 Tagen 
und 12 Stunden drehe. — Das Sonnenlicht hat die Kraft zu leuch- 
ten und durch seine Strahlen Wärme zu entwickeln; und zwar je senkrech- 
ter sie auffallen, desto mehr Wärme vermögen sie zu erregen. Warum sie 
aber mit zunehmender Höhe und wachsender geographischer Breite schwächer 
wirken, werden wir erst später mittheilen. Früher war man ziemlich all- 
gemein der Ansicht, daß die Sonne ein dunkler Körper, aber von einer 
eigentümlichen Lichthülle (Photosphäre) umgeben sei, welche durch eine un- 
geheuer rasche Umdrehung in Schwingungen versetzt werde. Die Lücken in 
dieser Lichthülle wären dann die schon berührten Sonnenflecke, durch welche 
man den dunklen Sonnenkörper erblicke. Die in den letzten Jahren ange- 
stellten Beobachtungen des Sonnenspectrums, über die' jedes gute neuere 
Lehrbuch der Physik Auskunst giebt, sprechen jedoch dafür, daß die Sonne 
eine glühende nicht feste Masse von ungemein hoher Temperatur ist, deren 
Bestandteile, Metalle und andere bekannte Stoffe, sich beständig in einem 
dampfförmigen Zustande befinden. Die sichtbare Grenze dieser Kugel 
liegt da, wo durch die Condensation der Dämpfe die Durchsichtigkeit 
der darunter liegenden Gasschichten aufgehoben wird; man nennt diese an- 
ßere Schicht die Photosphäre. Oberhalb dieser Schicht breitet sich eine 
weitausgedehnte Atmosphäre rund um die Sonne aus, bestehend ans einer 
niederen Schicht von eben denselben metallischen Dämpfen, welche durch 
ihre abforbirende Wirkung die dunkeln Fr au enh o verschen Linien erzeu- 
gen, und aus einer gasigen Schicht, deren Hauptbestandteil das Wasserstoff¬ 
gas und vielleicht noch ein anderes uns unbekanntes Gas ist. Letztere 
Hülle, Chromosphäre genannt, hat die verhältnißmäßig geringe Dicke 
von 10 bis 15 Sekunden; sie geht über eine andere weit dünnere Schicht, 
welche nnr zur Zeit der totalen Sonnenfinsternisse sichtbar ist und dann 
die Corona (Krone) bildet; man hat diese jenseit der Chromosphäre lie- 
gende Schicht wohl auch die Leukosphäre genannt. Im Innern der 
Sonne gehen gewaltige Umwälzungen vor sich, deren Wirkung sich bis an 
die Oberfläche fortsetzt und hier ein Emporheben der photosphärischen Massen 
und der Chromosphäre oft in weiter Ausdehnung und bis auf beträchtliche 
Höhen mit entsprechenden Senkungen und Vertiefungen der Oberflächenbe¬ 
grenzung hervorbringt; es entstehen auf diese Weise die Fackeln, die Pro- 
tuberanzen und die Flecke. Die gewöhnlichen Fernrohrbeobachtungen 
lassen die Flecke als Vertiefungen oder Höhlungen in der Photosphäre 
erkennen, während die spektralanalytischen Untersuchungen lehren, daß diese 
Höhlungen mit Gasen oder absorbirend wirkenden metallischen Dämpfen
	        
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