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wird das Innere eines Continents dem Meere näher gebracht. So ist das
Herz des europäischen Continents dem Meere und seinem Handel diel näher
gerückt, als dies bei dem Innern von Asien und Afrika der Fall sein kann.
Die zu Europa gehörigen Inseln haben wir schon oben § 32 und 34
aufgeführt.
§ 38.
Die senkrechte oder vertikale Gliederung Europa's.
A. Allgemeines.
Der Meeresspiegel wird als eine vollkommene Ebene betrachtet, weil
alle seine Theile im Allgemeinen gleichweit vom Mittelpunkt der Erde ab-
stehen (860 Meilen). Das Land aber erhebt sich in der Regel über den
Meeresspiegel, ist also mehr als 860 Meilen vom Mittelpunkt der Erde
entfernt, und diesen Ueberschuß über 860 Meilen faßt man in den Begriff
der senkrechten Erhebung (vertikale) zusammen. Man kann aber die Erhe-
bung eines Punktes nach zwei verschiedenen Beziehungen darstellen: 1) ent-
weder man giebt seine absolute Höhe an, d. i. seine Erhebung über das
Meer, oder 2) seine relative Höhe, d. i. seine Erhebung über die nächste
Umgebung. So hat der Rigi eine absolute Höhe von 5530' über dem
mittelländischen Meere, und eine relative von 4200' über dem Vierwald-
stätter See.
Betrachtet man die Oberfläche eines Landes, so stellen sich dem Auge
Erhebungen und Senkungen (Erhöhungen uud Vertiefungen) dar. Der
Theil der Geographie, welcher sich mit den Erhebungen beschäftigt, heißt die
Orographie, d. i. die Beschreibung der Berge. Bei der vertikalen (d. i.
senkrechten) Gestaltung der Erdoberfläche ergeben sich 2 Hauptformen: 1)
Tiefland, was 0'—600', 2) H ochland, was mehr als 600' über dem
Meeresspiegel liegt. Eine Landfläche, welche eine gleichmäßige Oberfläche
zeigt, ist eine Ebene. Man nennt sie eine wellenförmige, wenn die
Gleichförmigkeit der Oberfläche durch unbedeutende Erhebungen hier und da
unterbrochen wird. Sind aber die Erhebungen zahlreicher und bedeutender,
so nennt man sie Hügelland. Eine Tiefebene liegt 0'—600', eine Hoch-
ebene mehr als 600' über dem Meeresspiegel. Es giebt auch einige Tief-
ebenen (z. B. Holland), welche sogar unter dem Meeresspiegel liegen; diese
finden sich entweder im Innern des Landes oder sind, wenn sie an der
Meeresküste liegen, durch Dünen und Deiche, d. h. künstliche Dämme gegen
das einbrechende Meer geschützt. Die Hochebenen sind verschiedener Art:
befinden sie sich auf der Scheitelfläche eines Gebirges, so nennt man sie
Berg ebenen; werden sie aber von Randgebirgen eingefaßt und durch diese
von den tieferen Ebenen am Fuße der Gebirge geschieden, so heißen sie
Hochebenen (im engeren Sinne) oder Plateaux, und nehmen sie einen
bedeutenden Flächenraum ein, Tafelländer. Oesters grenzt eine Hochebene
unmittelbar an eine Tiefebene und ist nur durch ein Randgebirge geschieden,
häufig aber findet ein allmählicher Uebergang vom Tieflande zum Hochlande
statt, welcher durch Stufen oder Terrassen vermittelt wird. Solche Ueber-
gangsflächen nennt man Stufen- oder Terrassenländer.
Alle Ebenen sind in Bezug auf den Pflanzenwuchs entweder Wüsten,
oder Steppen, oder Culturebeneu. Unter einer Wüste versteht man eine
Landfläche, in welcher kein Pflanzenwuchs gedeiht; ihr Boden besteht aus
Sand, oder kleinen Rollkieseln, oder Felsgestein; sie sind nicht kulturfähig