Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten

Europa. 95 
Marser (Conradins Niederlage zwischen Scnrcola und Tagliacozzo, 1268 
n. Chr.). 
4) Der neapolitanische Subapennin, im W. des Voltnrno und seines 
Zuflusses Calore, über ihn führen die candinischen Pässe im S. des Vol- 
turno von Nola nach Benevent. 
Das Tiefland der apenninischen Halbinsel zerfällt in folgende Gruppen: 
1) Die lombardische Tiefebene, durch die hohen Alpen gegen die kalten 
Nordwinde geschützt, zu beiden Seiten des Po. Sie ist überall reichlich bewässert, 
sehr fruchtbar und sorgfältig angebaut, mit Reisfluren, Wiesen, Kornfeldern und 
Gärten bedeckt. Nur im Osten unweit des Meeres breiten sich Sumpflandschaften 
und unfruchtbare Strecken ans (z. B. bei Venedig und Commachio). Die Tief- 
ebene stellt eine durch Berggeröll ausgefüllte Seitenbucht des adriatifcheu Meeres 
dar. Zahlreiche Kanäle forgen für Verteilung des Wassers, z. B. der Kanal 
Cavour von Turin bis zum Ticino. In den engen, geschützten Spaltenthälern 
der herrlichen Seen finden sich schon die Südfrüchte, welche der eigentlichen Tief- 
ebene fehlen. 
2) Die Küstenebene am unteren Arno im Großherzogtum Toskana wird 
auf natürliche und künstliche Art vom Arno bewässert, und ist ein üppiges und 
reizendes Thalland, welches an Ergiebigkeit mit der Lombardei wetteifert und 
vom Klima noch mehr begünstigt ist. Hier treten schon zahlreiche Olivengärten, 
an geschützten Orten auch Orangen und Dattelpalmen auf. Der flache Küsten- 
strich von Pisa bis nach Salerno hin enthält die Maremmen (d. i. Maritima, 
am Meere gelegen). Es sind weite Grasebenen, in denen in den kühleren Iah- 
reszeiten sich zahlreiche Herden, besonders von Büffeln, umhertummeln; im 
Sommer sind dieselben der ungesunden Luft halber (Sumpffieber) vereinsamt. 
3) Die römische Campagna (Campagna di Roma) gehörte einst zu den 
blühendsten und bevölkertsten Kulturlandschaften Italiens; jetzt ist sie wegen der 
gefährlichen Fieberluft fast menschenleer, nicht bebaut, ein Weideplatz für Ziegen, 
Schafe und Büffel, wenn sie im Spätjahr den Apennin verlassen haben. Süd- 
östlich von Rom, von den Albaner Bergen bis zum Kap Circello, befinden 
sich die pontinischen Sümpfe, ein üppiges Grasmeer mit schönen Baum- 
inseln darstellend, aber wegen der darin herrschenden Fieberluft nicht bewohnbar. 
Mitten durch sie hindurch führte einst die Via Appia. Die Trockenlegung der 
Sümpfe hat bis jetzt wenig Erfolg gehabt. 
4) Die campanische Tiefebene westwärts von dem neapolitanischen Snb- 
apennin, 12 Meilen lang und 4 Meilen breit. Sie ist der Garten von 
Italien, das Paradies Europas, überall aufs sorgfältigste bebaut und mit zahl- 
losen Städtchen, Dörfern, Villen dicht bedeckt. Die Kultur der Orangen ist hier 
allgemeiner, daneben wachsen die edelsten Weine (Falerner, Lacrymae Christi), 
Granaten, Johannisbrot, Pistacien, auch beginnt der Baumwollenbau. Auf den 
Hügeln wird die Olive und köstliches Obst gebaut, an den Abhängen gedeihen 
edle Kastanien; die Felder werden von Kaktus umzäunt; Agaven, Cypressen und 
Palmen schmücken die Thäler. Aus dieser wonnigen Ebene erhebt sich isoliert 
der Vesuv (1270 m) und westlicher die Vulkangruppe der phlegräischen 
Felder. Der erste historische Ausbruch des Vesuvs (im Jahre 79 n. Chr.) 
verschüttete die Städte Hercnlannm und Pompeji.
	        
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