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er 1848 dieselbe trotz aller Verschuldung mutig und zuversichtlich im
Schurzfell und mit schwarzen Arbeitshanden übernommen hatte! Ihm
gehörte jetzt das großartigste industrielle Unternehmen der Welt, das
sich bis in die neueste Zeit fortwährend vergrößerte. Gegenwärtig
sind auf der Gußstahlfabrik 17 000, ans den verschiedenen Hütten und
Bergwerken 8200, im ganzen 25200 Personen beschäftigt, die 62 700
Familienangehörige haben — zusammen 86 900 Personen als die
seines Reiches. Die Firma besitzt: ein Stahlwerk zu Annen, 3 Kohlen¬
gruben, 547 Eisensteingruben in Deutschland, verschiedene Eisenstein-
gruben bei Bilbao in Nordspanien, 4 Hüttenwerke, einen Schießplatz
von 24 km Länge bei Meppen, 4 Seedampfer und verschiedene Stein¬
brüche, Thon- und Sandgruben. Die Fabrikanlagen verbreiten sich
über 400 ha. Überall trifft man rauchgeschwärzte Kamine, aus¬
gedehnte Schmiedehallen, Gußwerke, in denen das flüssige Metall glüht
und sprüht. In der Fabrik Krupps befinden sich 3542 verschiedene
Öfen, 430 Dampfkessel, 111 Dampfhämmer, von 100 bis 50000 kg
Gewicht, 22 Walzenstraßen, 450 Dampfmaschinen von 2 bis 1000
Pferdekräften, 430 Krahne, 1662 verschiedene Werkzeugmaschinen. Zur
Vermittlung des Verkehrs dienen: 48,65 km normalspurige Eisenbahn
mit 16 Lokomotiven und 577 Wagen; 34,52 km schmalspurige Eisen¬
bahn mit 17 Lokomotiven und 640 Wagen; 70 Pferde mit 200 Wagen;
80 km Telegraphenleitung mit 20 Telegraphenstationen und 35 Morse-
Schreibapparaten; 172 kni Fernsprech leitun gen mit 196 Sprechstellen,
die mit einer Centralstelle verbunden sind. An jedem Arbeitstage
werden durchschnittlich verbraucht 2410 t Kohlen und Coaks, 30 000 cbm
Wasser, 40000 cbm Leuchtgas. Die Fabrik besitzt für ihren eigenen
Bedarf ein chemisches Laboratorium, eine photographische und eine
lithographische Werkstatt, eine Buchdruckerei mit 4 Dampfschnellpressen
und 8 Handpressen, sowie eine Buchbinderei. Eine hydraulische Presse
zur Pressung der Panzerplatten übt einen Druck von 500 Millionen kg aus!
Der Plan der Fabrikanlage gleicht dem Plan einer ansehnlichen Provinzial¬
stadt, die ganze Fabrik ist von der Kruppschen Ringbahn umschlossen
und von zahllosen Bahngeleisen durchzogen. Ein besonders gro߬
artiges Gebäude ist die Halle für den Stahlguß. In derselben befinden
sich 107 unterirdische Tiegelstahlöfen für Coaksseuerung, 20 unter¬
irdische und 1 oberirdischer Dfen mit Regenerator-Feuerung. In jedem
der erstgenannten Dfen stehen 12, in den anderen 17 und in den
oberirdischen Öfen gegen 90 Tiegel, so daß im ganzen etwa 1730 Tiegel
in diesen Öfen Platz finden, in denen etwa 80 000 kg Stahl mit
einemmale niedergeschmolzen werden können. Die Fabrik hat bereits
27 000 Kanonen aller Kaliber abgeliefert.
Sobald die Fabrik einen höheren Aufschwung nahm, traf Krupp
auch fürsorgliche Einrichtungen für feine Arbeiter. Erbewies
stets ein väterlich warmes Herz für dieselben. Zwar wahrte er mit
Thatkraft seine durch schwere Arbeit des Geistes und Leibes er-
worbenen Herrenrechte, aber er tvnßte auch in väterlicher Weise die
Verführten ^zu belehren, die Irregeleiteten zurechtzuweisen. Jedoch ver¬
stand er nicht mir gut zu reden, sondern auch trefflich zu handeln.