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mit den Engländern, Portugiesen und Holländern verwildert ist. Zu ihnen
gehört auch der bekannte Stamm der Zulus an der Küste. Weiter im
innern wohnen die außer Viehzucht auch Ackerbau treibenden Betschuanen,
die friedlicher und unverdorbener sind als die Küstenstämme der Kaffern.
Deutsche und englische Missionen suchen das Christentum zu verbreiten.
4) An der Gstküste von Afrika liegt in dem Dreieck am Golf von Aden
das Land der Somalis, eines wilden, aus Arabern und Negern gemischten
Stammes; ihr Gebiet ist fruchtbar und Produktenreich, aber unzugänglich. —
Weiter südlich folgt die Suaheliküste mit dem Sultanat von Sansibar.
Dasselbe gehörte bis über die Mitte nnsers Jahrhunderts zum Reiche des
Jmams von Maskat und wurde dann durch Erbteiluug selbständig.
Seitdem steigt die Bedeutung des Landes durch den Handel mit dem innern
Afrikas. Ein großer Teil der Expeditionen zur Durchforschung des schwarzen
Kontinents gingen und gehen von hier aus. Die Hauptstadt Sansibar liegt
auf der gleichnamigen Insel und ist jetzt die bedeutendste Handelsstadt an der
Ostküste Afrikas, 85 000 Einw. Exportiert werden Kokosnüsse, Oel, Elfen-
bein, Nelken, Sesam, Copalgummi. — Weiter südlich folgen die portugie-
fischen Besitzungen Mosambique und Sosala, welche bis znr Delagoa-Bai
reichen. Nur einzelne feste Plätze und Handelsstädte sind eigentlich im Besitze
der Portugiesen; am wichtigsten ist die Stadt Mosambique, c. 9000 Einw.
Exportartikel sind Goldstaub, Elfenbein und Felle.— Weiter südlich folgen
englische Besitzungen (vergl. unten). Mehr nach dem Innern hin
liegen die Gebiete der holländischen Boers, welche sich vor den Engländern
aus Kapland in Gegenden zurückgezogen haben, die früher den Kaffern gehörten.
Sie bildeten seit 1854 zwei selbständige Republiken:
a. Den Oranjcfreistaat zwischen den beiden Quellflüssen des Oranjestroms,
im ganzen nur 60 000 Einw. enthaltend.
b. Die Transvaalrepublik zwischen dem Hai Garib und Limpopo, mit
c. 300 000 Einw. — Die Gold- und Diamantfunde im Gebiete des letzteren
zogen viele Weiße herbei, die den Anschluß an England wünschten. Dieses hat
in Folge dessen auch den Freistaat in seine Kapkolonie einverleibt (1877), der
Oranjesreistaat wird wahrscheinlich bald nachfolgen.
5) Die Insel Madagaskar (10 750 ^Meil. mit 5 Mill. Einw.) ist im
nordöstlichen Teile gebirgig, sonst überall an den Küsten flach. Das Innere
durchziehen in der Richtung von N. nach S. mehrere Gebirgsketten, die bis
1800 in steigen; ein Vulkangürtel im iuuern sogar bis 2700 m. Die schmale
Ostküste hat nur kurze, die breite Westküste längere, wasserreiche Ströme.
Der Süden ist eine wüste Steppe. Der gegen den indischen Oeean gewendete
Ostabhang ist in Folge der beständigen Niederschläge sehr fruchtbar, daher
reich an Wäldern, in den Thälern für Reiskultur geeignet. Die Herrschaft
besitzt über die übrigen Stämme das Volk der Hova, deren Königsstadt
Tananariwo, 80 000 Einw., in der Mitte der Insel liegt. Durch englische
Missionäre hat sich das Christentum verbreitet. Haupthafen ist Tamatawe,
an der Ostküste; derselbe vermittelt auch den Export der Landesprodukte:
Gewürze, Ananas, Mais, Reis, Kokosnüsse, Indigo, Tabak,
Zucker und Häute.
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