Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten

372 Afrika. 
mit den Engländern, Portugiesen und Holländern verwildert ist. Zu ihnen 
gehört auch der bekannte Stamm der Zulus an der Küste. Weiter im 
innern wohnen die außer Viehzucht auch Ackerbau treibenden Betschuanen, 
die friedlicher und unverdorbener sind als die Küstenstämme der Kaffern. 
Deutsche und englische Missionen suchen das Christentum zu verbreiten. 
4) An der Gstküste von Afrika liegt in dem Dreieck am Golf von Aden 
das Land der Somalis, eines wilden, aus Arabern und Negern gemischten 
Stammes; ihr Gebiet ist fruchtbar und Produktenreich, aber unzugänglich. — 
Weiter südlich folgt die Suaheliküste mit dem Sultanat von Sansibar. 
Dasselbe gehörte bis über die Mitte nnsers Jahrhunderts zum Reiche des 
Jmams von Maskat und wurde dann durch Erbteiluug selbständig. 
Seitdem steigt die Bedeutung des Landes durch den Handel mit dem innern 
Afrikas. Ein großer Teil der Expeditionen zur Durchforschung des schwarzen 
Kontinents gingen und gehen von hier aus. Die Hauptstadt Sansibar liegt 
auf der gleichnamigen Insel und ist jetzt die bedeutendste Handelsstadt an der 
Ostküste Afrikas, 85 000 Einw. Exportiert werden Kokosnüsse, Oel, Elfen- 
bein, Nelken, Sesam, Copalgummi. — Weiter südlich folgen die portugie- 
fischen Besitzungen Mosambique und Sosala, welche bis znr Delagoa-Bai 
reichen. Nur einzelne feste Plätze und Handelsstädte sind eigentlich im Besitze 
der Portugiesen; am wichtigsten ist die Stadt Mosambique, c. 9000 Einw. 
Exportartikel sind Goldstaub, Elfenbein und Felle.— Weiter südlich folgen 
englische Besitzungen (vergl. unten). Mehr nach dem Innern hin 
liegen die Gebiete der holländischen Boers, welche sich vor den Engländern 
aus Kapland in Gegenden zurückgezogen haben, die früher den Kaffern gehörten. 
Sie bildeten seit 1854 zwei selbständige Republiken: 
a. Den Oranjcfreistaat zwischen den beiden Quellflüssen des Oranjestroms, 
im ganzen nur 60 000 Einw. enthaltend. 
b. Die Transvaalrepublik zwischen dem Hai Garib und Limpopo, mit 
c. 300 000 Einw. — Die Gold- und Diamantfunde im Gebiete des letzteren 
zogen viele Weiße herbei, die den Anschluß an England wünschten. Dieses hat 
in Folge dessen auch den Freistaat in seine Kapkolonie einverleibt (1877), der 
Oranjesreistaat wird wahrscheinlich bald nachfolgen. 
5) Die Insel Madagaskar (10 750 ^Meil. mit 5 Mill. Einw.) ist im 
nordöstlichen Teile gebirgig, sonst überall an den Küsten flach. Das Innere 
durchziehen in der Richtung von N. nach S. mehrere Gebirgsketten, die bis 
1800 in steigen; ein Vulkangürtel im iuuern sogar bis 2700 m. Die schmale 
Ostküste hat nur kurze, die breite Westküste längere, wasserreiche Ströme. 
Der Süden ist eine wüste Steppe. Der gegen den indischen Oeean gewendete 
Ostabhang ist in Folge der beständigen Niederschläge sehr fruchtbar, daher 
reich an Wäldern, in den Thälern für Reiskultur geeignet. Die Herrschaft 
besitzt über die übrigen Stämme das Volk der Hova, deren Königsstadt 
Tananariwo, 80 000 Einw., in der Mitte der Insel liegt. Durch englische 
Missionäre hat sich das Christentum verbreitet. Haupthafen ist Tamatawe, 
an der Ostküste; derselbe vermittelt auch den Export der Landesprodukte: 
Gewürze, Ananas, Mais, Reis, Kokosnüsse, Indigo, Tabak, 
Zucker und Häute. 
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