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lichen Teil, der sich während der französischen Revolution von ihnen losriß
und eine Negerrepublik Haiti bildete, die sehr unsichere Zustände hat. Der
spanisch gebliebene Teil ist seit 1865 zu einer Republik San Domingo
gestaltet worden. Die Produktion der Insel ist unter den traurigen politischen
Verhältnissen sehr zurückgegangen, doch werden noch Kaffee, Kakao, Baum-
wolle, Wachs, Tabak und Campecheholz gewonnen, die einen Export von
37 Mill. M. geben; der Import ist sast ebenso hoch und besteht in Mehl
und Judustrieartikeln. In Haiti herrscht die französische Sprache, in S. Do-
mingo die spanische; die Europäer werden nur geduldet.
Die Republik San Domingo mit der Hauptstadt San Domingo, 15 000
Einw.; die Republik Haiti mit der Hauptstadt Port au Prince, 30 000 Einw.
§ 119.
Zur Geschichte des amerikanischen Kontinents.
Von Skandinavien ans gelangten ziemlich früh Seefahrer nach Island,
das seit 874 seste Ansiedlnngen erhielt; von hier aus wurde dann Grön¬
land, besonders dessen Westküste kolonisiert und zufällig auch die Küste
Nordamerikas entdeckt. Um 990 entstanden in Folge dessen Kolonieen am
Kap Cod; doch gingen diese, ebenso die grönländischen Kolonieen, zu Grunde
und damit für Europa die Kenntnis von dem neuen Erdteil. — Der zweite
Entdecker desselben war Columbus. Als die Portugiesen mit der Ent-
deckung des Seewegs nach Ostindien um Afrika herum beschäftigt waren,
faßte Columbus den Gedanken, durch eine Fahrt gegen W. denselben schneller
zu erreichen. Bei der Ausführung dieses Gedankens entdeckte er am 12. Okto¬
ber 1592 Guauahaui (San Salvador, jetzt Watling-Jnsel), eine Insel der
Bahamagrnppe. Auf feinen folgenden drei Reifen wurde die Gruppe der
großen Antillen, das Festland von Südamerika und die eentralamerikanische
Küste entdeckt. — Der Engländer Sebastian Cabot entdeckte fast gleich-
zeitig Labrador und die Ostküste von Nordamerika (1497—98); der Portu¬
giese Cabral auf einer Fahrt nach dem Kap der guten Hoffnung zufällig
Brasilien (1500). Nachdem Magelh aens die nach ihm benannte
Straße (1520), Balboa von der Landenge von Panama aus den stillen
Ocean (1513) entdeckt hatte, drang Franz Pizarro (1527) bis Peru,
Almagro (1535) bis Chile vor, während Ferdinand Cortez (1519)
Mexiko eroberte, von wo aus ein Teil der Westküste Nordamerikas
erforscht wurde. Den Namen erhielt der neue Erdteil von dem Florentiner
Geographen Amerigo Vespncci ganz ohne dessen Verdienst.
Nachdem die Engländer Davis, Hudson und Bassin am Ende des
16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts bte nach ihnen benannten Meeres-
teile im N. des Erdteiles entdeckt, ruhten in diefen Gegenden die Entdeckungen
für eine lange Zeit, bis James Cook (1778—80) die Nordwestküste
durchforschte. Hierauf wurde die Aufgabe, eine nordwestliche Durchfahrt
zu finden, von Engländern energisch aufgenommen und durch dieselben in den
Jahren 1819—1854 gelöst (von Perry, Roß, Franklin, Mac Clnre).
In letzter Zeit sind sowohl im W. als im O. Grönlands Fahrten,
dort bis über den 83°, hier bis zum 77° u. Br., gemacht worden.